Analyse: Akademikerball - Protest und (Fast-)Eskalation

Analyse Akademikerball Protest FastEskalation
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Zwei verletzte Ballgäste und zwei verletzte Polizisten, lautet das Fazit der Wiener Polizei nach den Protestaktionen gegen den Akademikerball.

Zwei verletzte Ballgäste, zwei verletzte Polizisten und neun Festnahmen: Das ist die erste Bilanz der Wiener Polizei nach den Protestaktionen gegen den von der FPÖ veranstalteten Akademikerball in der Hofburg. Mehrere Gruppen von Demonstranten hatten am Freitagabend gegen die Nachfolgeveranstaltung des umstrittenen WKR-Balles Aktionen protestiert - in Summe waren rund 3000 Demonstranten rund um die Hofburg unterwegs. Der Ball konnte trotzdem plangemäß kurz nach neun Uhr mit rund 780 Gästen, darunter auch freiheitliche Prominenz wie der dritte Nationalratspräsident Martin Graf, eröffnet werden.

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Die Demonstranten waren anfangs in drei Veranstaltungen aufgegliedert: Rund 1200 Demonstranten hatten sich auf Aufruf des Bündnisses „NoWKR" in der Nähe des Wiener Westbahnhofs in Richtung Hofburg bewegt, von der Universität Wien zogen unter Ägide der „Offensive gegen rechts" 1300 in die Innenstadt. Am Heldenplatz hatte zudem das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" eine durchwegs friedliche Veranstaltung mit Lesungen abgehalten, bei der sich rund 300 Personen eingefunden hatten.

Die Polizei hatte die Situation den Großteil des Abends über gut unter Kontrolle, indem sie eine großflächige Sperre um die Hofburg durchsetzte: Neben dem Großteil des Heldenplatzes war die gesamte Passage Freyung-Herrengasse-Michaelerplatz-Josefsplatz quer durch den ersten Bezirk zum Sperrgebiet erklärt worden. Das ermöglichte den meisten Ballgästen, ohne gröbere Behinderungen in die Hofburg zu gelangen: Nicht nur, dass die Demonstranten nicht alle Zugänge zum Hofburgareal gleichzeitig durch Sitzstreiks sperren konnten, auch ein Zusammentreffen der verschiedenen Protestgruppen konnte durch diese Taktik verhindert werden.

Nur einmal drohte die Situation zu eskalieren: Rund um 20 Uhr versuchten mehrere Ballgäste - darunter der freiheitliche EU-Mandatar Andreas Mölzer-, über den Albertinaplatz unter tosenden Protestchören und einer spürbar aggressiven Stimmung in der Menge in die Hofburg zu gelangen. Als dabei FP- und Polizeiangaben zufolge Demonstranten die Ballgäste attackierten - Mölzer wurde von einem Farbbeutel an der Stirn getroffen -, griff die Polizei ein und drängte die Menge zurück Richtung Staatsoper. In dem folgenden Tumult wurden zwei Polizisten verletzt.

Nach diesem Höhepunkt der Proteste flaute die Aggression in der Menge aber wieder ab, gegen 21 Uhr begannen sich die Demonstranten unter einsetzendem Regen zu zerstreuen, beim Abzug gab es kleinere Randale - am neuen Markt wurden etwa Steine und Blumentröge aus der Verankerung gerissen. Gegen halb zehn Uhr nachts war nur noch am Graben eine lautstarke Menge von rund 100 Demonstranten anzutreffen. Die Polizei blieb weiterhin mit einem Großaufgebot im Einsatz - neben hunderten Beamten in teils schwerer Schutzausrüstung waren auch zwei Wasserwerfer in Bereitschaft, ein Polizeihubschrauber überwachte die Innenstadt aus der Luft. Einer ersten Polizeibilanz zufolge wurden „hunderte Anhaltungen, Kontrollen und Identitäsfeststellungen" vorgenommen; neun Menschen seien wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen worden.

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