Der "ausgeliehene" Kabinettschef

ausgeliehene Kabinettschef
ausgeliehene Kabinettschef(c) FABRY
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Stefan Kammerhofer war jahrelang Leiter des Mitarbeiterstabs unter Darabos. Beruflich fing der Niederösterreicher als Lokführer bei der Bahn an.

Wien. Wenn am Montag, der neue Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) angelobt wird und sein Vorgänger Norbert Darabos in die Parteizentrale wechselt, stellt sich auch für die Mitarbeiter seines Kabinetts die Frage – was nun? Stefan Kammerhofer, sechs Jahre lang Chef des Kabinetts und damit Darabos' wichtigster politischer Berater, wird wohl zumindest vorerst im Verteidigungsressort bleiben.

Eine Gemeinsamkeit gibt es bereits jetzt: Kammerhofer ist außerhalb des Verteidigungsressorts vielen genauso unbekannt, wie es Gerald Klug noch bis vor einer Woche war. Öffentliche Auftritte? Die gibt es kaum. Aktuelle Fotos? Sucht man vergeblich. Kammerhofer will im Hintergrund bleiben – zumindest in der Öffentlichkeit.

Dabei ist der 49-jährige Niederösterreicher schon lange im politischen Geschäft: 1996 arbeitete er im Kabinett des damaligen Sozialministers Franz Hums. Auch hier kam es zu einem Ministerwechsel, er blieb unter Lore Hostasch im Ressort. Als die SPÖ 2000 nicht mehr in der Regierung saß, wurde er parlamentarischer Mitarbeiter. Dort nahm er sich des Themas Landesverteidigung an.

Für ihn war das kein Neuland, er war als Milizsoldat zweimal in Zypern auf Auslandseinsatz. Als Darabos 2007 Minister wurde, lag die Entscheidung, sich Kammerhofer ins Team zu holen, nahe.

Doch wie Darabos ist auch Kammerhofer im Ressort nicht unumstritten. Er sei zwar sehr kompetent, aber „machtbesessen“, ist zu hören, „er schottet den Minister von den Sektionschefs ab, um anderen Meinungen aus dem Weg zu gehen“. Und für viele war er sogar der heimliche Minister. Aber auch: „Er hat es zu Beginn nicht einfach gehabt. Darabos war oft nicht da.“ Außerdem würden es die Offiziere nicht gern sehen, wenn der Kabinettschef nicht aus ihrer Riege komme.

Sollte Kammerhofer genug von seiner Arbeit haben, hat er eine Alternative: Er fing als Lokführer bei den ÖBB an – und ist auch heute noch offiziell Angestellter der Bahn, ausgeliehen an das Ministerium.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2013)

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