Ragger, ein treuer Schüler Haiders

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Der 40-jährige Jurist soll als Nachfolger seines politischen Idols die Kärntner Freiheitlichen wieder aufrichten.

Seit 4. März ist Christian Ragger Chef der Freiheitlichen Partei Kärntens. Einen Tag zuvor musste seine Partei nach 24Jahren die Macht abgeben. Raggers politische Karriere begann just in jenem Jahr, in dem die FPÖ der SPÖ vor knapp einem Vierteljahrhundert den Landeshauptmannsessel abgejagt hatte.

„1989 war ich Schulsprecher vom BORG Wolfsberg“, erzählt Ragger der „Presse“. Der Direktor der HTL habe ihnen an diesem Tag untersagt, Räumlichkeiten für den Schulball zu verwenden. „Danach sind wir mit dem Bus zu Bürgermeister Helmut Zilk zu einer Umwelttagung gefahren.“ Auf der Fahrt habe ihn ständig jemand unterbrochen. „Irgendwann habe ich zu ihm gesagt, er soll sagen, wer er sei. Er hat gesagt, er sei der Jörg. ,Was für ein Jörg?‘, habe ich gefragt. ,Der Jörg Haider, Landeshauptmann von Kärnten.‘“ Haider habe die Sache mit dem Schulball in zwei Wochen erledigt. Kurze Zeit später hat er Ragger in die Politik geholt.

Mit Strache in Freundschaft verbunden

1993 wurde er Mitglied der FPÖ. Unter Haider hat Ragger rasch Karriere gemacht: 1999 war er mit 25 jüngster Landtagsabgeordneter Kärntens. 2013 ist er nun Parteichef der FPK. Nach der vernichtenden Niederlage soll er die Kärntner Freiheitlichen wieder in den Schoß der Mutterpartei FPÖ zurückführen. Mit Heinz-Christian Strache ist Ragger aus RFJ-Zeiten befreundet. „Wir telefonieren mehrmals wöchentlich“, sagt Ragger. Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler, Ex-Landesrat Harald Dobernig und Abgeordneter Hannes Anton waren nahe daran, die auf sechs Landtagsmandatare geschrumpfte FPK zu sprengen. Trotz „Generallvollmacht“ konnte Ragger die drei nicht zur Aufgabe bewegen. Freund Strache half. Dörfler wird als Bundesrat nach Wien wechseln, Dobernig soll der Partei beratend zur Seite stehen, Anton durfte Mandatar bleiben. Dass Geld geflossen ist, bestreitet Ragger.

Laut einem FPK-Mitglied, das anonym bleiben möchte, ist Ragger bei der Parteibasis nicht sehr beliebt: „Er kommt gleich nach Kurt Scheuch.“ Dies mag ein Grund dafür sein, weshalb er Startschwierigkeiten hatte. Wie sehr die Basis hinter ihm steht, wird der FPK-Parteitag in wenigen Wochen zeigen. Gerüchten zufolge könnte er mit dem Bad Kleinkirchheimer Bürgermeister Mathias Krenn einen Gegenkandidaten erhalten. „Ich würde mich über einen Gegenkandidaten freuen“, so Ragger. Sein wenig ambitioniertes Wahlziel: „50 Prozent plus eine Stimme.“

Bruch mit bisherigem Stil

Das Amt des Parteiobmanns hat er von Kurt Scheuch übernommen. Auch er ist einer seiner Freunde, genauso wie Bruder Uwe. Die drei eint ein Hobby: die Jagd. Als FPK-Bezirksobmann von Spittal hält Kurt Scheuch die Zügel noch fest in der Hand.

Der Stil wird sich unter Ragger wohl ändern. Er spricht ruhig, überlegt. Laute Töne, ausfällige Untergriffe sind von ihm nicht überliefert. In Sachdiskussionen wird ihm aber Härte nachgesagt. Für Aufsehen sorgte Ragger, als er die Ortstafeln als Thema künftiger Politik bezeichnete. „Ich bekenne mich zur Ortstafellösung, wie sie 2011 getroffen wurde“, sagt Ragger zur „Presse“. „Was ich ausdrücken wollte, ist, dass es mit der FPK keine weiteren Ortstafeln geben wird.“ Vielfach wird dies als Zugeständnis an den nationalen Flügel gewertet. Ragger sei „Vertreter der Alt-FPÖ“, so ein Parteiinsider. Raggers Selbsteinschätzung? „Liberal und weltoffen.“

Zur Person

Christian Ragger, geboren am 20. Februar 1973, ist geschäftsführender Parteiobmann der FPK. Er hat das Amt nach der schweren Wahlniederlage der Freiheitlichen bei der Kärntner Landtagswahl am 3. März übernommen. Ragger hat in Graz und Italien Rechtswissenschaften studiert, ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.
Jörg Haider hat ihn in die Politik geholt. Ragger war mit 25 Jahren Kärntens jüngster Landtagsabgeordneter. In der neuen Kärntner Landesregierung ist er als Landesrat für rechtliche Angelegenheiten, Jagd und Nationalparks zuständig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2013)

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