Wandern mit Spindelegger für „weniger SPÖ“

Justizministerin Beatrix Karl (l.), ÖVP-Chef Michael Spindelegger, Landeshauptmann Josef Pühringer und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in Oberösterreich.
Justizministerin Beatrix Karl (l.), ÖVP-Chef Michael Spindelegger, Landeshauptmann Josef Pühringer und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in Oberösterreich. (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Der ÖVP-Obmann startet seine Bundesländertour in Oberösterreich. Er will damit vor allem die Funktionäre für die Nationalratswahl mobilisieren. Doch der direkte Kontakt fällt ihm nicht so leicht wie anderen.

Gmunden. Der Dresscode innerhalb der ÖVP war klar erkennbar: kariertes Hemd, Trekking- oder Lederhose, vielleicht ein Dirndl, aber auf jeden Fall alles typisch österreichisch. Als die gesamte ÖVP-Regierungsmannschaft am Montag von Gmunden aus auf die Laudachseealm spazierte, stach nur Josef Pühringer mit seinem pinkfarbenen Poloshirt hervor.

Der oberösterreichische Landeshauptmann war bei diesem ÖVP-Ausflug in der ersten Reihe dabei. Er freue sich, dass die Partei genau sein Bundesland für den Auftakt der Sommer- und (vor allem) Wahlkampftour von Michael Spindelegger ausgesucht hatte. „Aber andererseits – wo sonst sollte sie starten?“, fragte er selbstbewusst in die Runde.

Der ÖVP-Chef selbst hingegen, Michael Spindelegger, war schon etwas unauffälliger unterwegs. Nicht nur vom Aussehen her. Sondern vom ganzen Auftreten. Er selbst hört es zwar nicht gern, wenn man ihn als „brav“ bezeichnet. Doch das trifft es ziemlich genau: Brav begrüßte er all die Parteifunktionäre und jungen Mitglieder, die den einstündigen Fußmarsch mit der ÖVP-Spitze mitmachten – alle motiviert und mit gelber Sonnenbrille, an diesem Tag wohl inoffiziell Parteifarbe. Spindelegger lächelte auch stets freundlich und versuchte auf seine Art und Weise, den Zusammenhalt von der Spitze bis hin zur Basis zu stärken.

Mobilisierung außerhalb Wiens

Denn darum ging es an diesem Montag hauptsächlich: Die Funktionäre sollen mobilisiert werden. Man will ihnen zeigen, dass die Regierung nicht nur die Hauptstadt kennt, sondern auch das restliche Österreich nicht vergisst.

Zu Wahlkampfzeiten alles andere als uneigennützig: Denn dann wird das ländliche Gebiet für die ÖVP besonders interessant. Die Partei braucht dort nun jede Hilfe – und vor allem jede Stimme. So versucht Spindelegger, mit den Gemeinderäten auf dem Waldweg ins Gespräch zu kommen. Er sagt auch, er suche den Kontakt zu den Bürgern, man hätte aber wenig Zeit dafür, es gebe schließlich so viele Medientermine. Er ist bemüht, freundlich, wirkt auch nicht gekünstelt. Aber man merkt ihm an, dass er das nicht ist: der Landeshauptmann-Typ, der auf die Leute zugeht, sich ihre Anekdoten anhört, selbst welche erzählt und damit die Menschen anspricht.

Umso zentraler ist es also für Michael Spindelegger, den ÖVP-Obmann, sein Team einzuspannen. Denn andere aus der Regierung sind genau dieser Landeshauptmann-Typ: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner etwa. Sie wartet erst gar nicht darauf, angesprochen zu werden.

Längst hat sie selbst einen Spruch parat. Will jemand ein Foto von ihr machen, holt sie ihn mit aufs Bild. „Ist das nicht schön?“, ruft sie auch allen zu, sobald der Laudachsee durch die Bäume hervorglitzert. „Zuwa, die Tiroler“ meint sie wenig später auch in Richtung Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle.

Auf der Alm angekommen fühlt sich Spindelegger hingegen schon wohler. Hier wird der zweite Grund für die Veranstaltung wichtig: Der Kontakt zu den Medien.
Die Mikrofone und Kameras sind aufgebaut, bald geht auch schon die Pressekonferenz los – und Spindelegger kann seine Rede vortragen. Über 700 Maßnahmen seien im Wahlprogramm der ÖVP enthalten, das Ende der Woche offiziell präsentiert werden soll. „Wir wollen mehr Arbeitsplätze, nicht mehr Steuern.“ Und: „Mehr Freiheit, weniger Bürokratie.“ In einem Satz – laut dem Parteichef: „Mehr ÖVP, weniger SPÖ.“

Sichere Arbeitsplätze, nachhaltiges Wachstum und weiterhin Wohlstand – auf diese Themen setzt Spindelegger zusammen mit seinen schwarzen Parteifreunden bei der Wahlkampftour unter dem Motto „Willkommen Zukunft“. Bis Ende August sollen alle Bundesländer besucht werden. Endpunkt ist eine Klubklausur in Schladming am 29. und 30. August.

Eine „große Rede“ am Samstag

An kommenden Samstag plant Spindelegger eine „große Rede“ vor Freiwilligen, die sich gemeldet haben, um für die Partei Wähler zu mobilisieren. Der größte Gegner ist klar: die SPÖ. Spindelegger will ab Herbst Kanzler sein.

Aber indirekt gibt er auch zu, dass die neuen Kleinparteien der ÖVP wichtige Prozentpunkte stehlen könnten: „Es ist eine Gefahr der Zersplitterung da“, meint er. Daher sei eine Stimme für eine solche Partei „in Wahrheit eine verlorene Stimme“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2013)

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