Robert Lugar: Frank Stronachs Mann für alle Unfälle

Robert Lugar: Sein Parteichef muss ihn regelmäßig zurückpfeifen.
Robert Lugar: Sein Parteichef muss ihn regelmäßig zurückpfeifen.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Wenn Klubobmann Robert Lugar spricht, wird es für seine Partei gefährlich. Ex-ORF-Chefin Monika Lindner zog ihre Kandidatur wegen ihm zurück. Über einen ehrgeizigen Politiker, der sich bisweilen selbst im Weg steht.

Wien. Noch ist nichts passiert. Noch darf Robert Lugar seinen Job machen. Am Dienstag widmete sich der Klubobmann des Teams Stronach in einer Pressekonferenz den Deals mit Patientendaten: Der Staat sollte die Pharmavertreter an die Leine nehmen, sagte Lugar. Und die Justiz müsse eine Hausdurchsuchung beim Datenhändler IMS Health anordnen. Denn es brauche jetzt „totale Transparenz“.

Die Forderungen waren vergleichsweise harmlos. Schließlich ist man von Robert Lugar anderes gewöhnt. Wenn der 43-Jährige mit seinen Ideen an die Öffentlichkeit geht, muss hinterher meist die Pannenhilfe in Person des Parteichefs ausrücken, um die Dinge wieder richtigzustellen. Denn Lugars Sendungsbewusstsein und sein Hang zum Radikalen gehen mitunter sogar einem Frank Stronach zu weit.

Als Lugar vor einigen Monaten die Gewerkschaften für überflüssig erklärte, wurde er vom Parteichef zurückgepfiffen: Die Arbeitervertretungen seien wichtig. Und: „Ich lege die Regeln fest.“ Ein anderes Mal bestritt Stronach, die Kündigung von 6000 „Problemlehrern“ gefordert zu haben, wie die „Kronen Zeitung“ berichtet hatte. Die Zahl stammte von seinem Klubobmann, mutmaßlich auch die Information. Bewiesen ist das nicht: Man darf davon ausgehen, dass das Missverständnis hinter verschlossenen Türen aufgeklärt wurde.

„Kluger Eigenbrötler“

„Lugar ist eigentlich recht klug, fleißig und lernfähig“, sagt ein ehemaliger Parteikollege vom BZÖ. „Aber er ist auch ein Eigenbrötler mit einem Talent für Fettnäpfchen.“

Manchmal hüpft der gebürtige Tiroler sogar mit Anlauf hinein. Einige Tage nachdem Monika Lindner als Stronachs Überraschungskandidatin für die Nationalratswahl präsentiert worden war, bezeichnete Lugar die frühere ORF-Generaldirektorin als „Speerspitze“ gegen das System ORF, Erwin Pröll und Raiffeisen. Lindner fühlte sich als Verräterin bloßgestellt und zog ihre Kandidatur zurück. Reumütig pilgerte Lugar zur Stronach und gab sich danach geknickt: Er habe Lindner „in keinster Weise vergraulen wollen, ganz im Gegenteil“.

Mittlerweile arbeitet der ehrgeizige Lugar wieder an seiner Karriere. „Er möchte möglichst weit hinauf“, sagt ein einstiger Gefährte. Die Weltanschauung scheint dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen. Begonnen hat Lugars Karriere nämlich in der FPÖ. Seinem Vorbild Jörg Haider folgte er später zum BZÖ, das ihn nach der Wahl 2008 ins Parlament schickte. Die Zusammenarbeit endete im September 2011, als ihm Josef Bucher den Wunsch, Generalsekretär zu werden, nicht erfüllte. Lugar trat aus dem Klub aus und wurde freier Mandatar. Dann kam Stronach.

Ob Lugar nach der Wahl im Amt bleibt? Der Parteichef sagte nach dem Lindner-Fauxpas nur so viel: Vorerst werde er nicht abgelöst. Wer Stronach kennt, weiß, was ein „Vorerst“ zu bedeuten hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2013)

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