Zuschlag an Wiener Firma: Bundesheer kauft 18 Drohnen

Eine Drohne der Firma Firma „Survey Copter“
Eine Drohne der Firma Firma „Survey Copter“BMLVS/Kapsch
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Verteidigung: Noch heuer liefert die Firma Kapsch unbemannte Flugobjekte an das Heer. Österreich investiert 16 Millionen Euro bis 2018.

Noch in diesem Jahr ist es soweit: Österreichs Bundesheer kauft erstmals Drohnen, also unbemannte Flugobjekte. Wie die „Presse“ exklusiv erfährt, wurde nach einem monatelangen Auswahlverfahren der Zuschlag erteilt – die Firma Kapsch mit Sitz in Wien wurde aus elf Anbietern ausgewählt.

Sie vertreibt Flugkörper der französischen Firma „Survey Copter“, die die unbewaffneten Drohnen schlussendlich produziert. Beworben hatten sich auch Unternehmen aus den USA, Israel oder Deutschland. Der Sieger habe „das beste Preis-Leistungsverhältnis“ geboten, heißt es aus dem Verteidigungsressort.

Bis Jahresende sollen zwei der insgesamt sechs Drohnensysteme geliefert werden. Zunächst drei Millionen Euro investiert das Heer in diese Anschaffung. Das sind neun Millionen Euro weniger, als ursprünglich im Budget dafür vorgesehen waren. Bleibt die Frage: Wozu braucht Österreich die Drohnen überhaupt?

Einsatzszenarien gebe es genug, heißt es dabei aus dem Verteidigungsressort – im Ausland, aber auch im Inland. Der Auftrag ist dabei im Grunde immer derselbe: Die Flugkörper sollen Gebiete ausforschen. Im Inland möglichst schnell: Bei Muren oder starken Regenfällen sowie nach Waldbränden würden die Flugkörper schnell und kostengünstig Gefahren sichten können, so die Erklärung von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ).

Im Ausland sollen die Drohnen hingegen möglichst unauffällig beobachten: „Bei Menschenansammlungen wirken sie deeskalierend“, sagt Reinhard Zmug, Hauptverantwortlicher für den Beschaffungsprozess im Bundesheer. Soldaten würden bei Demonstrationen die Lage oft verschärfen. Würde hingegen eine Drohne aus 300 Metern Entfernung die Menschenmasse beobachten, würde es nicht einmal auffallen. So klein und leise seien die Flugobjekte.

Ausbildung in Allentsteig

Wo die Drohnen tatsächlich zum ersten Mal in Einsatz kommen, ist laut Verteidigungsressort allerdings noch nicht klar. Zuerst muss erst einmal Personal ausgebildet werden, das mit den „Trackers“ umgehen kann. Die Firma Kapsch schult dafür ab 2014 österreichische Militärs, hauptsächlich aus dem Aufklärungs- und Artilleriebataillon, Jagdkommando und der Heerestruppenschule. Stattfinden soll das Ganze voraussichtlich am Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich. Später soll evaluiert werden, ob und in welchem Ausmaß das Bundesheer noch zusätzliche Flugobjekte benötigt: Denn der Drohnenbestand soll bis 2018 noch weiter aufgestockt werden. Insgesamt 16 Millionen Euro sind im Budget dafür reserviert (inklusive der gerade ausgegebenen drei Millionen Euro).

Die restlichen Drohnen müssten dann nicht zwangsläufig von der Firma Kapsch geliefert werden, heißt es aus dem Verteidigungsressort. Jetzt werde man jedenfalls den Praxisumgang mit den „Trackers“ prüfen. Die Mini-Flugzeuge wiegen nur rund acht Kilo, sind keine vier Meter breit und können dennoch bis zu zwei Stunden im Einsatz sein. Ausgestattet sind sie mit einem Tag- und Nachtsichtgerät, betrieben werden sie mit einem Elektromotor. Da sie so leicht und klein sind, werden sie entweder mit der Hand oder mit einem Gummiseil gestartet. Danach bewegt sich der Mini-Flieger von selbst. Das Personal kann sich also auf die Kameraaufnahmen der Drohnen konzentrieren und nicht auf das Lenken, die Route wird vorher programmiert.

Sechs Mini-Flieger in der Luft

Jedes der gekauften Drohnensysteme besteht aus drei Flugkörpern: Während einer in der Luft ist, wird ein anderer aufgeladen oder die Flugroute programmiert, der dritte dient als Reserve. Insgesamt besitzt das Heer also bald 18 Drohnen, wovon allerdings immer nur sechs gleichzeitig im Einsatz sein können. Außerdem sind im Drohnen-„Paket“ ein Missionsplanungssystem mit Bodenkontrollstation sowie Ersatzteile enthalten.

Mit dem Einkauf wird eine Idee umgesetzt, die noch von Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) stammt. Er hatte 2012 angekündigt, Kampfpanzer dafür verkaufen zu wollen. Im April 2013, als sein Nachfolger Klug das Amt übernommen hatte, wurde die Ausschreibung schließlich öffentlich gemacht. Die Drohne kann man übrigens auch live ansehen – oder zumindest ein Modell davon: Am Nationalfeiertag bei der Leistungsschau am Heldenplatz.

("Die Presse" Printausgabe vom 12.10.2013)

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