Team Stronach: "Lindner verfolgt finanzielle Motive"

Kein Anstand Team Stronach
Kein Anstand Team Stronach(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die frühere ORF-Generaldirektorin will als "wilde" Abgeordnete ins Parlament einziehen. Vize-Klubobfrau Dietrich wirft ihr vor, "keinen Anstand" zu haben.

Die frühere Generaldirektorin des ORF Monika Lindner wird als "wilde Abgeordnete" ins Hohe Haus einziehen - und sorgt damit für heftige Kritik. Dass die 69-Jährige das Mandat doch annehme, "ist demokratiepolitisch schwer bedenklich und eine Verhöhnung des Parlamentarismus", meinte die designierte Vize-Klubobfrau des Team Stronach, Waltraud Dietrich, am Dienstag in einer Aussendung. Sie warf Lindner vor, dass die Annahme des Mandates vordergründig in Zusammenhang mit finanziellen Interessen stehe.

>>> Was dürfen "wilde" Abgeordnete (nicht)?

Lindner hatte bei der Nationalratswahl am dritten Platz der Bundesliste des Team Stronach kandidiert. Schon drei Tage nach ihrer Nominierung hatte sie der jungen Partei aber ihre Gefolgschaft aufgekündigt. Als Grund nannte sie Aussagen des damaligen Team Stronach-Klubobmanns Robert Lugar. Er hatte sie als "Speerspitze" gegen den ORF, die Raiffeisen Bank und den niederösterreichischen VP-Landeshauptmann Erwin Pröll bezeichnet. Im Wahlkampf hatte sich Lindner in der Folge ebenfalls nicht für das Team Stronach engagiert.

Verhalten "Moralisch verwerflich"

"Wenn Lindner sich jetzt plötzlich doch als freie Mandatarin ihren Sitz im Nationalrat fürstlich entlohnen lässt, dann ist das keine Form von Anstand und Charakter", betonte Dietrich nun. Die anderen Kandidaten hätten für den Wahlerfolg - das Team Stronach kam auf knapp sechs Prozent - gekämpft.

Dietrich vermutet finanzielle Motive hinter Lindners Entscheidung: "Wenn mediale Berichte stimmen, dass sich Frau Lindner im ORF erkundigt hat, ob sie neben ihrer ORF-Pension von kolportierten 10.000 Euro auch ein Nationalratsgehalt von über 8000 Euro beziehen kann, dann ist offensichtlich, worum es ihr wirklich geht." Das sei "menschlich zutiefst enttäuschend und moralisch verwerflich", meinte Dietrich.

Nachbaur: ORF-Zusatzpension ruhend stellen

Auch bei den übrigen Parteimitgliedern fiel Lindners Entschluss nicht unbedingt positiv auf. Die stellvertretende Bundesparteichefin Kathrin Nachbaur erklärte knapp, sie nehme das "zur Kenntnis". Zudem fordert sie, dass Lindner für die Zeit, in der sie als Abgeordnete bezahlt wird, ihre ORF-Zusatzpension ruhend stellen solle. Parteigründer Frank Stronach meinte, er sei "nicht verärgert", sondern "höchstens enttäuscht".

Die Grünen stellten sich am Dienstag auf die Seite des Team Stronach. "Wo war eigentlich ihre Leistung im Wahlkampf?", fragte der geschäftsführende Parlamentarier Dieter Brosz per Aussendund. Lindners Vorgangsweise sei "ein neuer politischer Tiefpunkt in Österreich", Lindner solle daher auf ihr Mandat verzichten. Für SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos ist Linderns Verhalten "demokratiepolitisch unredlich und eine Täuschung der Wählerinnen und Wähler".

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Waehler wollen mehr Plebiszite
Innenpolitik

Wähler wollen mehr Plebiszite

Ex-ORF-Generalsekretär Bergmann rät Monika Lindner, Gage zu spenden. Das Listenwahlrecht gerät weiter in Diskussion.
LindnerMandat Bergmann raet Linder
Politik

"Lindner soll ihr Abgeordnetengehalt spenden"

Der einstige ORF-Generalsekretär Kurt Bergmann rät der Medien-Lady, ihr Mandat anzunehmen. Das Geld könnte sie an "Licht ins Dunkel" weitergeben.
Monika Lindner, Ex-Chefin des ORF und künftig wilde Abgeordnete im Nationalrat.
Innenpolitik

Parlament: Lindner, jetzt offiziell parteilos

Lange machte die Ex-ORF-Chefin kein Hehl aus ihrer Nähe zur ÖVP. Dann überraschte sie mit ihrer Kandidatur für Stronach. Bald sitzt sie als "Wilde" im Parlament.
Lindner, Olah, Königshofer

Die ''Wilden'' im Parlament

Kommentare

Frau Lindner trotzt dem Wählerwillen

Monika Lindner - das beste Argument für eine Stärkung des Persönlichkeitswahlrechts.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.