Moderater Ideologe: Norbert Hofer folgt auf Martin Graf

Norbert Hofer (42) kandidiert als Dritter Nationalratspräsident.
Norbert Hofer (42) kandidiert als Dritter Nationalratspräsident.(c) Teresa Zötl
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Bei der Wahl der Nationalratspräsidenten dürfte FPÖ-Vize Norbert Hofer auf wenig Widerstand stoßen: Selbst die Grünen verzichten diesmal auf einen Gegenkandidaten.

Wien. Die Grünen machen eine Kehrtwende: Im Gegensatz zur letzten Wahl stellen sie diesmal keinen Kandidaten für den Posten des Dritten Nationalratspräsidenten auf und finden sich damit ab, dass die FPÖ diesen weiter besetzen wird. Mit ein Grund dafür: Diesmal steht eine andere Person zur Wahl. Nach Martin Graf, dem prominenten Burschenschafter und Rechtsaußen in der FPÖ, soll diesmal Norbert Hofer einen der protokollarisch höchsten Posten der Republik besetzen.

Hofer ist so etwas wie das freundliche Gesicht der Freiheitlichen: moderater als andere Funktionäre aus der Parteispitze, im persönlichen Gespräch verbindlich, eher zurückhaltend, beim besten Willen nicht als rechter Rabauke zu verunglimpfen – wählen werden ihn die Grünen natürlich trotzdem nicht. Die Burschenschaften kennt Hofer nur aus Erzählungen, die Narbe im Gesicht ist nicht Zeichen schlechter Fechtkünste, sondern Resultat eines Fahrradunfalls, sagt er. Und beim Parteiausschluss des früheren Abgeordneten Werner Königshofer, dem Kontakte zu einer Neonazi-Homepage zum Verhängnis wurden, spielte er eine führende Rolle.

Kein Softie

Ein „freiheitlicher Softie“ ist Hofer deshalb aber noch lange nicht. Und er trägt auch das freiheitliche Programm einschließlich der Instrumentalisierung des Ausländerthemas voll mit – etwa wenn er als Sozialsprecher seiner Partei gegen Sozialleistungen für Ausländer wettert. Mehr noch: Bei der Erstellung des „Handbuchs freiheitlicher Politik“, einer Argumentationsgrundlage für freiheitliche Funktionäre, war er ebenso federführend beteiligt, wie beim neuen Parteiprogramm, das 2011 beschlossen wurde und das Österreich als „Teil der deutschen Volks-, Sprach- und Kulturgemeinschaft“ sieht.

Seine politische Karriere begann Norbert Hofer im Burgenland. Für die Freiheitliche Partei entschied er sich aus Protest gegen den Proporz, der das Land in Rot und Schwarz aufteilte. Der gelernte Flugzeugtechniker – vor der Politik war er bei der Lauda Air beschäftigt – wurde vor 19 Jahren Stadtparteiobmann in Eisenstadt. 1996 stieg er zum Landesparteisekretär auf und wurde auch Sekretär des Landtagsklubs.

Die Spaltung der FPÖ im Jahr 2005, als Jörg Haider das BZÖ gründete, war auch Startschuss für die bundespolitische Karriere. Heinz-Christian Strache machte den aufstrebenden Burgenländer zu seinem Stellvertreter. Seit damals galt er auch als einer, der bald einmal eine wichtigere Rolle innerhalb der FPÖ spielen könnte.

Nach Unfall fast gelähmt

Prägend für den heute 42-Jährigen war sein Unfall mit einem Paragleiter im Jahr 2003. Hofer stürzte aus mehreren Metern Höhe ab und verletzte sich dabei an der Wirbelsäule schwer. Der Verunglückte wurde mit dem Notarzthubschrauber nach Graz  geflogen und mehr als vier Stunden lang operiert. Nach dem Unfall blieben zunächst Lähmungserscheinungen zurück, die er in einer mehrmonatige Rehabilitation überwinden konnte. Heute noch hat er Schwierigkeiten beim Gehen. Und es drohte heuer die Amputation eines Beines, die aber durch eine Operation abgewendet werden konnte.

Kein Wunder, dass Hofer jetzt bei den Freiheitlichen unter anderem Behindertensprecher ist – und dabei mit den Behindertensprechern der anderen Parteien weitgehend im Konsens agiert. Auch als Sozialsprecher der Freiheitlichen hat er sich einen Namen gemacht.

Aktivist für Väterrechte

Noch ein Thema hat sich der Abgeordnete auf die Fahnen geheftet: Er tritt für die Rechte von geschiedenen Vätern ein und scheut sich dabei auch nicht, mit radikalen Väterrechtlern gemeinsam aufzutreten. Eine persönliche Betroffenheit bei diesem Thema gebe es aber nicht, sagt der geschiedene Vater von vier Kindern: Mit seiner Exfrau habe er nämlich ein gutes Einvernehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2013)

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