Volksschullehrer sollen künftig drei Stunden pro Woche im Kindergarten unterrichten. Auf das haben sich die Koalitionsverhandler von SPÖ und ÖVP geeinigt
Die Koalitionsverhandler von SPÖ und ÖVP sind zwar wahrlich um Stillschweigen bemüht – ganz klappt es mit der Informationssperre dennoch nicht. Nun ist nämlich wieder ein neues Detail aus den Bildungsverhandlungen durchgesickert: Volksschullehrer sollen künftig in Kindergärten geschickt werden und dort unterrichten. Darauf haben sich SPÖ und ÖVP dem Vernehmen nach geeinigt.
Konkret sollen Volksschullehrer drei Stunden pro Woche in den Kindergärten verbringen und sich mit den Fünfjährigen – also mit den Schulanfängern – beschäftigen. Mit klassischem Unterricht soll das aber nichts zu tun haben. Es soll lediglich Grundlegendes vermittelt werden, und zwar auf eine durchaus spielerische Art. Durch dieses neue Konzept sollen unter anderem die sprachlichen Kompetenzen der Kinder gefördert werden. Außerdem will man durch die teilweise Vermischung von Kindergarten und Schule den Übergang zwischen den beiden Institutionen erleichtern.
So gut wie fix ist auch eine andere Neuerung im Kindergarten: Die Parteien planen eine verpflichtende, bundesweite Sprachstandsfeststellung und wollen dabei die Deutschkenntnisse von allen Vierjährigen überprüfen. Dadurch, dass die Kinder bereits zwei Jahre vor Schuleintritt getestet werden, sollen diese die Chance dazu bekommen, ihre Deutschkenntnisse noch während der Kindergartenzeit zu verbessern. Ein Jahr vor Schuleintritt soll noch einmal beurteilt werden, ob die Kinder gut genug Deutsch können, um in die erste Klasse Volksschule eingeschult zu werden.
Talente-Check könnte kommen
Die Koalitionsverhandler überdenken generell die gesamte Einschulungsphase. Denkbar ist, dass nicht nur die Deutschkenntnisse, sondern auch andere Fertigkeiten genauer überprüft werden. Die Koalitionsverhandler von SPÖ und ÖVP könnten sich also auf eine Art Talente-Check einigen. Diesen könnte es nicht nur im Kindergarten, sondern auch während der Schulzeit geben. Angedacht ist, dass der Talente-Check in der Volksschule – konkret in der dritten oder vierten Klasse – durchgeführt wird. Dabei sollen nicht nur Rechen-, Lese- und Schreibkenntnisse überprüft, sondern auch Begabungen herausgefunden werden. Inwieweit diese Ergebnisse als Aufnahmekriterium an Gymnasien dienen, ist noch unklar. In der vergangenen Woche schien es aber immer wahrscheinlicher, dass ein Aufnahmetest für Gymnasien kommen wird.
Heute, Donnerstag, treffen sich die Bildungsverhandler – wie „Die Presse“ erfahren hat – jedenfalls wieder. Diesmal werden sie sich ein zweites Mal über die Sekundarstufe unterhalten. Es wird vor allem darum gehen, welche Schulformen es in Zukunft für die Zehn- bis 14-Jährigen geben soll. Sprich um die ständige (ideologische) Streitfrage Gesamtschule versus Gymnasium. Wie es scheint, werden sich die Verhandler auch am Wochenende zusammensetzen, um eine gemeinsame Linie zu finden.
(jn)