Haselsteiner spendete auch der ÖVP, in der sich die Wahlwerber bekriegten

„Wahl 2013“. Eine Nachbetrachtung – mit neuen Details und originellen Analysen.

Frank Stronach wollte nach seinen ersten missglückten TV-Debatten den Spitzenkandidaten austauschen – also sich selbst gegen seinen ehemaligen Manager Siegfried Wolf. Doch der wollte nicht.

Hans Peter Haselsteiner finanzierte nicht nur die Neos, sondern spendete auch der ÖVP, allerdings keine größere Summe. Dort überlegte man dann dennoch: veröffentlichen – und Haselsteiner damit Doppelmoral unterstellen? Oder an der bisherigen Linie festhalten und die Neos ignorieren? Man entschied sich für Zweiteres.

In der ÖVP wiederum gerieten sich in Kampagnenfragen das Generalsekretariat unter Hannes Rauch und die Werbeagentur von Frank Stauss wiederholt in die Haare. Wobei Michael Spindelegger dem deutschen Werber zuneigte. Auch Ex-Generalsekretär Reinhold Lopatka mischte eifrig mit.

So steht es in Thomas Hofers einleitendem Beitrag im Buch „Wahl 2013“. Wie schon bei den vorangegangen Wahlen hat der aus TV und Print bekannte Berater gemeinsam mit der Journalistin Barbara Toth („Falter“) eine Nachwahlbetrachtung herausgegeben. Generalsekretäre wie Hannes Rauch (ÖVP) und Stefan Wallner (Grüne) haben dafür ebenso Beiträge verfasst wie die Journalisten Meret Baumann („Neue Zürcher Zeitung“) oder Hans Mahr.

Die Analysen – auch der Nichtpublizisten – sind (weitgehend) ebenso originell wie jener Lothar Höbelts über die gepflegte Langeweile des FPÖ-Wahlkampfs amüsant. So nennt der später geschasste Stronach-Kampagnen-Manager Tillmann Fuchs Frank Stronach eine „Mischung aus Robbie Williams und Robin Hood“, der es ihm mit seiner „Vorbereitungsverweigerung“ im Hinblick auf die TV-Duelle nicht leicht gemacht habe. Stefan Petzner hat eine Abrechnung mit Josef Bucher verfasst, die er selbst nur als „sachlich-kritische Analyse“ verstanden wissen will.

Und Karel Schwarzenberg erklärt, warum er wohl die Neos gewählt hätte, wenn er als tschechischer Staatsbürger hätte wählen dürfen. Den Regierenden von SPÖ und ÖVP richtet er aus: „In früheren Jahren wären an diesem Abend beide Parteichefs zurückgetreten. So eine schwache Partie wie heute gab es noch nie. Früher war es wenigstens so, dass, wenn die eine Seite schwächelte, die andere jemand Spannenden hervorgebracht hat. Aber jetzt?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2013)

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