Wenn ein Lehrer Journalisten sterilisieren will

(c) Clemens Fabry
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Ein Lehrer am Stiftsgymnasium Seitenstetten greift in einem Leserbrief an "profil" verbal mehr als daneben. Vom Unterricht wurde er frei gestellt.

Beim Thema Bildung gehen die Wogen regelmäßig hoch, von daher sind Zeitungsredaktionen auch an gehässige Leserbriefe gewöhnt. Doch was dem Wochenmagazin "profil" bzw. einer Redakteurin von einem Lehrer zugeschickt wurde, ist eine echte Entgleisung.

"Sie gehören ja aus dem Verkehr gezogen und sterilisiert, damit sich so etwas nicht auch noch weitervermehrt. Ihre Redaktion gehört angezündet und eingeäschert und das Hetzblatt 'profil' verboten", so die Äußerungen des Lehrers.

Rücktritt als Gemeinderat

Politisch hat der Lehrer, der auch ÖVP-Gemeinderat ist, "von sich aus die notwendigen Konsequenzen gezogen", so Gerhard Karner, Landesgeschäftsführer der niederösterreichischen Volkspartei. Er habe seinen Rücktritt als Gemeinderat ebenso wie als Gemeindeparteiobmann angekündigt.

Doch wird er weiterhin unterrichten? Seit heute, Dienstag, ist er bei vollen Bezügen vom Dienst freigestellt, wie das Büro des niederösterreichischen Landesschulrats-Präsidenten bestätigt. Eine Suspendierung sei aber nicht möglich, da es sich um einen Vertragslehrer handle. Ein Disziplinarverfahren wurde eingeleitet.

Zuvor hatte sich das Stiftsgymnasium Seitenstetten sehr klar distanziert: Die Worte des Lehrers würden "nicht mit dem Geist und der Tradition des Stiftsgymnasiums übereinstimmen. Die verwendeten Aussagen, die an die unselige Zeit der NS-Diktatur erinnern, (...) widersprechen völlig den Bildungszielen unseres  Gymnasiums, das religiös und humanistisch geprägt ist", schreibt Direktor Josef Wagner gemeinsam mit Abt Petrus Pilsinger.

Landesschulrat ist informiert

Der Lehrer werde sich schulintern seiner Verantwortung stellen müssen, der Landesschulrat für Niederösterreich sei über die Aussagen bereits informiert, hieß es aus Seitenstetten weiter. "Die von ihm als Privatperson in völlig überzogener Erregung getätigten Aussagen sind durch nichts zu entschuldigen, wir bedauern sie sehr, und sie haben mit der Linie unserer Schule in keinster Weise etwas gemeinsam."

Entsetzt hatte sich am Montag auch SPÖ-Bildungssprecher Elmar Mayer gezeigt. "Wer so spricht, hat sich als Pädagoge für Kinder und Jugendliche disqualifiziert und ist an einer Schule untragbar." Mayer forderte die sofortige Suspendierung des Lehrers.

(rovi)

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