Schule: Mehr Ganztagsklassen, Gymnasium bleibt

(c) Presse Digital
  • Drucken

Papiere von SPÖ und ÖVP sehen mehr Schulautonomie, Sprachschwerpunkt in Kindergarten und Volksschule vor.

Eines vorab: Beim politisch heikelsten Bereich ändert sich in puncto Schule nichts. Das Gymnasium bleibt, ebenso die Neue Mittelschule (NMS). Einige andere Punkte sollen laut Regierungsprogramm geändert werden. Künftig soll es in Österreich mehr verschränkte Ganztagsschulen geben, in denen sich Unterricht, Lern- und Freizeit abwechseln. A jedem Standort mit mehr als einer Jahrgangsklasse bzw. "in zumutbarer Entfernung" soll es eine Klasse geben, die nach diesem Modell geführt wird, sobald 15 (bzw. in bestimmten Fällen 12) Schüler dafür angemeldet werden.

Um den Bedarf an verschränkten Schulklassen in der Region zu decken, sollen sogenannte "Berechtigungssprengel" eingerichtet werden. Derzeit besuchen österreichweit nur geschätzte fünf Prozent der Sechs- bis 14-Jährigen eine "echte" Ganztagsschule. Damit eine solche Klasse eingerichtet werden kann, müssen je zwei Drittel der Eltern und Lehrer zustimmen.

Im Regierungsprogramm ist auch ein Schritt in Richtung Abschaffung der Sonderschulen vorgesehen, zu der sich Österreich mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet hat: Es sollen "Modellregionen zur optimalen und bedarfsgerechten Förderung aller SchülerInnen dieser Region" konzipiert und die bestehenden Sonderschulen weiterentwickelt werden. Außerdem soll die Quote für den sonderpädagogischen Förderbedarf - das Ministerium geht von 2,7 Prozent aller Schüler aus - sich künftig am tatsächlichen Bedarf "orientieren" und damit mehr Lehrerposten zur Verfügung stehen.

Wie schon im Regierungsprogramm 2008 geplant, soll den Schulleitern mehr Mitsprache bei Personalauswahl bzw. Ressourceneinsatz gegeben werden. Es soll zusätzliche Stundenkontingente und - "nach Maßgabe der budgetären Möglichkeiten" - standortübergreifende Stundenpools für Förderung geben. Außerdem sollen die Schulgesetze durchforstet werden, um den Schulen mehr Autonomie zu ermöglichen. An den Neuen Mittelschulen (NMS) sollen nicht mehr ausschließlich in Deutsch, Mathe und Englisch zwei Lehrer gemeinsam in der Klasse stehen, die Schulen dürfen ein Drittel der Ressourcen auch in anderen Fächern einsetzen.

Das Ziel des "Kindergarten als Bildungseinrichtung" findet sich auch diesmal im Regierungsprogramm: Bund, Länder und Gemeinden sollen gemeinsam umfassend den "Entwicklungsstand (Schwerpunkt Sprachstandfeststellung)" von Vierjährigen erheben, die frühsprachliche Förderung soll verbessert werden. Außerdem sollen im Sinne eines "Übergangsmanagements" pädagogische Informationen leichter von den Kindergärten an die Volksschulen weitergeleitet und das verpflichtende Kindergartenjahr für die Fünfjährigen mit den ersten beiden Volksschulklassen zur "gemeinsamen Schuleingangsphase" werden.

An den Volksschulen soll der Fokus verstärkt auf der Vermittlung der Grundkompetenzen (sozial sowie Lesen, Schreiben, Rechnen) liegen. Über die gesamte Volksschulzeit soll an jeder Schule jahrgangsübergreifender Unterricht von Kindern verschiedenen Alters möglich sein. Für Kinder mit Sprachproblemen sind verpflichtende Intensivkurse vorgesehen. Insbesondere zur Sprachförderung, aber auch für Begabungs-, Förder- und Stützmaßnahmen soll es zusätzliche Stundenkontingente geben, die die Standorte (auf Basis eines bundeseinheitlichen Controllingsystems) schulautonom einsetzen können. Dafür soll ein Rahmenmodell erstellt werden, das etwa regionale Unterschiede und die sozioökonomischen Rahmenbedingungen berücksichtigt.

Weitere Pläne: Lehrer sollen entlastet werden, indem Verwaltungsabläufe gestrafft werden. Die derzeit nur an den NMS verpflichtende Berufs- und Bildungswegorientierung soll auch an den AHS-Unterstufen verbindliche Übung werden. Politische Bildung soll künftig ab der 6. Schulstufe im Geschichtsunterricht ein Pflichtmodul sein, schulautonom kann auch ein eigenes Fach eingerichtet werden. Derzeit ist sie nur in den vierten Klassen AHS und NMS, an AHS-Oberstufen und den Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) als Teil der Fächer Geschichte oder Recht verpflichtend.

Ein "Stufenplan" sieht außerdem vor, dass "im Rahmen der Schulautonomie" (und damit de facto freiwillig) und an ganztägigen Schulformen (wo das schon seit dem laufenden Schuljahr gilt) eine "täglichen Bewegungseinheit" eingeführt wird, wobei diese im Unterricht, in der Pause oder im Freizeitteil passieren kann. Für Schüler, Eltern und Lehrer aller Schularten sollen künftig ein eigener "Bundes-Schulpartner-Beirat" im Unterrichtsministerium eingerichtet werden, auch auf Landesebene sollen solche Gremien ermöglicht werden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.