Landesparteien rügen Koalition, Voves tritt als SP-Vize ab

Landesparteien rügen Koalition, Voves tritt als SP-Vize ab
Landesparteien rügen Koalition, Voves tritt als SP-Vize ab(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
  • Drucken

Im SPÖ-Vorstand gab es sechs Stimmen gegen den Koalitionspakt. Steiermarks LH Voves blieb der Abstimmung fern. Auch die steirische ÖVP zeigt sich enttäuscht über das "Stillstand-Weiterwurschtel-Abkommen".

"Das Beste von beiden Parteien" sei im Koalitionspakt enthalten, lobten SP-Chef Werner Faymann und VP-Obmann Michael Spindelegger bei der Verkündung ihrer Einigung. In den beiden Parteien sehen das aber nicht alle so. Der SP-Vorstand beschloss das Regierungsübereinkommen am Freitag mit sechs Gegenstimmen. Diese kamen vom Vorarlberger Parteivorsitzenden Michael Ritsch, seiner Landesparteikollegen Olga Pircher sowie von den Vertretern der Sozialistischen Jugend (zwei Stimmen), des VSStÖ und der Schülerorganisation AKS.

Der steirische SP-Landeshauptmann Franz Voves legte in der Sitzung des Parteivorstandes die Funktion des stellvertretenden Bundesvorsitzenden zurück. An der Abstimmung nahm er bewusst nicht teil. Den Koalitionspakt wollte er nicht kommentieren, es handle sich um eine persönliche Entscheidung. >> mehr dazu

Faymann zeigte sich "froh" über die "sehr große Zustimmung" im Vorstand. Zur Ablehnung der Vorarlberger und der Jugend meinte er, ein Regierungsprogramm sei eben ein Kompromiss.

Faymann in Vorarlberg - "nicht lustig"

Faymann hatte am Donnerstagabend persönlich versucht, die Vorarlberger Genossen von dem Koalitionspakt zu überzeugen - vergeblich. "Es war nicht lustig", kommentierte ein SPÖ-Vorstandsmitglied das Landestreffen. Landesparteichef Ritsch sagte gegenüber der "Presse", man habe intensiv diskutiert. Man habe dem Pakt aber nicht zustimmen können, denn "wir sind hier alle für die Einführung einer Gemeinsamen Schule, und die wird mit keiner Silbe erwähnt". Mit Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek werde man nun versuchen, eine Modellregion für die Gesamtschule in Vorarlberg zu starten. Außerdem hätten sich die Vorarlberger eine stärkere Entlastung des Faktors Arbeit und eine Reichensteuer gewünscht.

Der roten Jugend fehlen im Regierungsabkommen ebenfalls Vermögenssteuern und andere "wesentliche Punkte", wie SJ-Chef Wolfgang Moitzi erklärte.

Steirische ÖVP: Regierung auf "Watchlist"

Auch die steirische ÖVP übte am Freitag heftige Kritik: "Wenig ambitioniertes Stillstand-Weiterwurschtel-Abkommen" und "More of the same" waren noch die freundlicheren Bezeichnungen, die nach dem Vorstand der Landespartei zum Koalitionspakt fielen. Landesparteichef Hermann Schützenhöfer hatte am Vorabend die Bundes-Vorstandssitzung vorzeitig verlassen, um nicht mitstimmen zu müssen.

"Wir sind doch enttäuscht", sagte der steirische Klubobmann Christopher Drexler. Was da herausgekommen sei, sei "Konsolidierung made in Austria: Irgendwie geht sich doch noch eine Zahnspange aus". Er frage sich, wie denn ein Abkommen ausgeschaut hätte, bei dem der zuvor selbstbewusst auftretende Bundesparteiobmann Michael Spindelegger nicht mitgegangen wäre - und gab sich gleich selbst die Antwort: "Wohl eine Kombination weißer Seiten oder das SPÖ-Parteiprogramm." Die Opposition bekommen von der Regierung "gleich die ersten Elfer aufgelegt". Christian Buchmann sprach von "einem großen Schritt für die Koalition in Wien", der aber ein kleiner Schritt für die Menschheit sei. Die Bundesregierung steht für die steirische ÖVP nun "auf der Watchlist".

Töchterle-Ablöse: "Keine Erklärung"

Tirols VP-Landeshauptmann Günther Platter zeigte sich am Freitag "enttäuscht" über den erzwungenen Abgang des bisherigen Wissenschaftsministers Karlheinz Töchterle: Dieser sei "ein hervorragender und äußerst beliebter Minister. Umso enttäuschender ist es für mich, dass ein Fachmann wie Karlheinz Töchterle nun nicht mehr zum Zug kommt", so Platter.  Mit dem designierten Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter sei aber immerhin sichergestellt, "dass die Tiroler Interessen in Wien und die österreichischen Interessen in Europa hervorragend vertreten sind".

Auch Töchterle selbst zeigte sich enttäuscht: Er habe keine Erklärung für seine Ablöse, schließlich sei er "meist der beliebteste Minister der ÖVP-Riege gewesen" und habe in Tirol zweimal erfolgreiche Wahlkämpfe geführt.

Heftige Kritik kam am Freitag von den Uni-Rektoren. Die Universitätenkonferenz appellierte an Bundespräsident Heinz Fischer, "keine Regierung ohne Wissenschaftsminister anzugeloben".

(Red./ib/APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.