„Cato“ und seine Getreuen aus dem Cartellverband

„Cato“ und seine Getreuen  aus dem Cartellverband
„Cato“ und seine Getreuen aus dem CartellverbandAPA (Georg Hochmuth)
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ÖVP. Vizekanzler Michael Spindelegger schart auffallend viele Couleurbrüder aus der Verbindung Norica um sich.

Wien. Diesmal hat es „Cato“ nicht geschafft. Als der Kuppelsaal der Wiener TU sich Samstagabend mit Cartellbrüdern und -schwestern füllt, ist die Liste prominenter Gäste kürzer als gewohnt. Es ist die traditionelle Weihnachtsfeier des Cartellverbands (CV) Norica und seiner weiblichen Version, der Norica Nova. Jener katholischen Studentenverbindung, die in Bälde ihr 130-jähriges Bestehen begeht. Doch man hat Verständnis für die nicht erschienenen Gäste. Schließlich gibt es einen guten Grund für ihre Abwesenheit: Einige sitzen ab heute, Montag, in der Regierung.

Das Norica-Mitglied Michael Spindelegger etwa. Couleurname: „Cato“. Und der ÖVP-Vizekanzler hat wichtige Posten mit Vertrauten aus dem Cartellverband besetzt. So war es schon bei Generalsekretär Gernot Blümel, so ist es nun auch beim neuen Justizminister, Wolfgang Brandstetter – beide sind Mitglieder der Norica. Letzterer trat vier Jahre vor Spindelegger der Verbindung bei. Für 15.Jänner war von dieser auch ein Seminar mit Brandstetter mit dem Titel „Recht gerecht sprechen“ geplant. Auch Markus Figl, im Kabinett Spindelegger unter anderem für die Reden zuständig und ÖVP-Chef im ersten Bezirk, ist Mitglied der Norica.

Mitbegünderin der Norica Nova, des weiblichen Ablegers, ist übrigens Michaela Steinacker. Die Bankmanagerin wurde vor der Nationalratswahl von Michael Spindelegger auf Platz zwei der ÖVP-Bundesliste gesetzt.

Traditionell sind die Bundesländer Niederösterreich und Wien besonders stark in der Norica vertreten. Davon zeugen auch die Couleurfarben Weiß-Blau-Gold, eine Kombination aus den Farben Niederösterreichs und der Kirche. „Mit Mitgliedern wie Leopold Figl, Julius Raab, Alois Mock sind wir traditionell eine sehr politische Verbindung“, sagt Romeo Reichel, Obmann des Philisterverbandes der Norica (also der nicht mehr aktiven Studenten).

Ob Kammer- oder Hochschulpolitik, man engagiere sich auf vielen verschiedenen Ebenen. Die Vorteile eines möglichen Karrieresprungbrettes würden allerdings nicht im Vordergrund stehen. „Es geht um eine Verbindung, bei der man auf Menschen mit ähnlichen Grundauffassungen trifft.“

Parteipolitisch sei man nicht. Aber: „Die ÖVP ist jene Partei, die sich am ehesten mit unseren Prinzipien deckt.“ Und die wären: religio (Religion), patria (Heimat), scientia (Wissenschaft) und amicitia (Lebensfreundschaft). Zudem lautet der Norica-Leitspruch: „Numquam incerti, semper aperti.“ Also: Niemals unsicher, immer offen.

Auch Danninger ist CVer

Ein Deckel (also die Kopfbedeckung im CV) ist jedenfalls nicht automatisch ein Auswahlkriterium für einen ÖVP-Posten. Er schadet im Falle der Obmannschaft Michael Spindeleggers aber auch nicht. So ist auch Jochen Danninger, der bisherige Kabinettschef im Außenministerium und nunmehrige neue Staatssekretär im Finanzministerium, Mitglied des Cartellverbands. Überraschenderweise jedoch nicht bei der Norica. Sondern bei der Verbindung Kürnberg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2013)

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