Außenpolitisches Debüt für Kurz: „Willkommen im Ministerklub“

AUSSENMINISTER KURZ IN KROATIEN: TREFFEN MIT STAATSPRAeSIDENT IVO JOSIPOVIC
AUSSENMINISTER KURZ IN KROATIEN: TREFFEN MIT STAATSPRAeSIDENT IVO JOSIPOVICAPA/DRAGAN TATIC
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Sein Einstandstrip führte Neo-Außenminister Sebastian Kurz nach Kroatien. Ein Heimspiel für den 27-Jährigen. Als Präsent hatte er einen Weihnachtsstollen im Gepäck.

Sebastian Kurz ist ein Kommunikationsprofi. Das merkt man sofort. Und er hat es auch nicht schwer dabei. Wenn er etwa – wie am Freitag – strahlend auf die Mitarbeiter der Sicherheitskontrolle auf dem Flughafen Wien-Schwechat zugeht, um ihre Hände zu schütteln, wird klar: Man erkennt sein Gesicht.

„Welcher Minister sind Sie jetzt genau geworden?“, will eine der Security-Damen wissen. „Außenminister“, antwortet Kurz geduldig. „Und wie alt sind Sie jetzt?“ – „27.“ – „Na besser als ein 80-Jähriger.“

Reise in jüngsten EU-Staat

Österreichs jüngster Minister brach am Freitag zu seiner ersten Reise als Chef des Außenamts auf, und zwar in das jüngste EU-Mitgliedsland, nach Kroatien. Begleitet wurde der Neominister von erfahrenen Diplomaten. Mit dabei wie bei fast allen Außenministerreisen: der politische Direktor im Außenamt, der selbst Botschafter in Kroatien war und langjährige Erfahrung in Südosteuropa besitzt.

„Ich darf Sie in der merkwürdigen Gesellschaft der europäischen Außenminister begrüßen“, scherzte Kroatiens Außenministerin Vesna Pusić bei der gemeinsamen Pressekonferenz, die unter einem gewaltigen Christbaum in einer Halle im kroatischen Außenamt in Zagreb stattfand. Und Kurz begrüßte die kroatischen Journalisten beim Pressegespräch mit einem freundlichen „Dobar dan“ („Guten Tag“). Als Präsent hatte er einen Weihnachtsstollen mit im Gepäck.

Er habe Zagreb als erstes Reiseziel ausgewählt, weil es zwischen Österreich und Kroatien eine starke Verbundenheit gebe, sagte Kurz. „Ich möchte auch ein klares Zeichen senden, dass wir das Projekt Europa sehr positiv sehen.“ Kroatien ist am 1.Juli der Europäischen Union beigetreten. Damals kam Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann zu den Feierlichkeiten nach Zagreb, der damalige Außenminister Michael Spindelegger glänzte durch Abwesenheit.

Mit Kroatien ist nach Slowenien der zweite Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien der Union beigetreten. Die anderen sind noch in der Warteschleife. Serbien sollte am Freitag einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten. „Ein Tag, der für die Region sehr entscheidend ist“, wie Kurz anmerkte.

Österreich stehe weiterhin zur Erweiterung der EU um die Balkanstaaten, versprach der Außenminister. „Wir sehen eine potenzielle Erweiterung positiv, weil das für die betroffenen Länder gut ist und wir als Nachbar Interesse an Stabilität und Wirtschaftswachstum in diesen Staaten haben“, sagte Kurz. Zugleich müsse aber klar sein: Die EU habe klare Richtlinien. Um der Union beitreten zu können, müssten deren Kriterien erfüllt werden.

Bei ihrem Treffen besprachen die Außenminister, wie die Trilaterale, eine Kooperation zwischen Österreich, Kroatien und Slowenien, auf Außenministerebene gehoben werden kann. Und inwiefern in einigen Ländern kroatische Diplomaten österreichische Botschaftsgebäude mitbenutzen könnten.

Es kamen aber auch heiklere Themen zur Sprache, wie die Restitution für Besitz, den Österreicher am Ende des Zweiten Weltkrieges im heutigen Kroatien verloren haben; und die bürokratischen Schwierigkeiten, mit denen österreichische Firmen in Kroatien nach wie vor zu kämpfen haben. Etwa 700 österreichische Unternehmen sind in dem Land tätig, Österreich ist der größte Auslandsinvestor. Viele Unternehmer beklagen jedoch nach wie vor ein schlechtes Investitionsklima.

Ein Kommunikationsprofi

Nach Pusić traf Kurz mit dem kroatischen Präsidenten Ivo Josipović zusammen. Auch hier hatte der Außenminister aus Österreich gleichsam ein Heimspiel: ein Trip zu Freunden als Auftakt einer ministeriellen Reisetätigkeit – mit Shakehands, lachenden Gesichtern und vielen Fotos. Fotos hatte es auch bereits bei der Ankunft von Kurz auf dem Flughafen in Zagreb gegeben. Eine Familie aus Mazedonien, die in Wien lebt, erkannte den Minister im Flugzeug und wollte mit ihm auf das Bild. Und Kommunikationsprofi Kurz stimmte gern zu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2013)

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