Überblick: Ohne Team, bald ohne Stronach

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Anfang des Jahres will Frank Stronach sein Mandat im Nationalrat zurückgeben. Er hinterlässt eine Partei voller Geld- und Personalprobleme, vor allem in den Bundesländern.

Wien. Bereits im Februar könnte sich Frank Stronach aus dem Nationalrat und damit aus der Politik zurückziehen. Das sagte seine Stellvertreterin Kathrin Nachbaur in der „ZiB 2“. Mit ihm verschwindet auch sein Name aus dem Team Stronach und die sichere Geldquelle der Partei. Was von Stronachs Projekt übrig bleibt:

In Kärnten gab es im Team Stronach ein reges Kommen und Gehen. Vor allem Letzteres hat dazu geführt, dass die Partei ihren Klubstatus verlor und nun als Interessengemeinschaft ihr Dasein fristet. Drei Landtagsabgeordnete und ein Landesrat gehören ihr noch an. Ex-Parteiobmann Siegfried Schalli ist nach Streitereien als wilder Abgeordneter aktiv. Die Landesorganisation hat seit Oktober bereits vier Parteichefs erlebt. Derzeit führt Gerhard Klocker die Geschäfte.

Auch in Niederösterreich gab es einige Wechsel an der Parteispitze. Die jetzige Chefin, Renate Heiser-Fischer, steht mehr oder weniger allein da: Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger gründete zusammen mit drei von fünf Abgeordneten nach Machtkämpfen und Streitereien ihr eigenes „Team Niederösterreich“.

Verlässt Frank Stronach das Parlament, rückt der Obmann der Partei im Burgenland, Rouven Ertlschweiger, für ihn nach. Das wäre das erste Mal, dass das Team in diesem Bundesland auf sich aufmerksam machte.

Ein großes Köpferollen tat sich die Bundespartei für ihren Ableger in Tirol nicht an. Wenige Wochen nach der Wahl wurde der Geldhahn zugedreht und das Büro geschlossen – die Partei gibt es dort de facto nicht mehr.

Im Vergleich zu anderen Landesorganisationen ging es in Salzburg relativ ruhig zu. Trotzdem will die Partei bei den Gemeinderatswahlen nicht als Team Stronach kandidieren. Statt des Namens des Parteigründers soll der jeweiligen Ortsname angeführt werden – in der Hauptstadt also Team Salzburg. Abgrenzen oder gar abspalten will sich die Landespartei nicht. Hier feierte Stronach auch seine ersten Erfolge: Spitzenkandidat Hans Mayr wurde nach der Landtagswahl Landesrat, im Landtag ist die Partei mit drei Abgeordneten vertreten.

Klickt man auf den Bereich „Team“ auf der Website der Landespartei Vorarlberg, blickt einem nur ein einziges Gesicht entgegen: jenes des Nationalratsabgeordneten Christopher Hagen. Mehr Funktionäre hat die Partei auch nicht mehr. Der Rest ist im Oktober nach Geldkürzungen und Streit mit der Bundespartei zurückgetreten.

In der Steiermark ist die Partei klar im Heimvorteil – schließlich stammt Frank Stronach aus dem Bundesland: Das merkte man auch bei der Nationalratswahl. In Etzersdorf-Rollsdorf verbuchte das Team Stronach seinen Spitzenwert. Das Ergebnis im Bund konnte damit zwar nicht gerettet werden. Aber Landesobfrau Waltraud Dietrich wurde immerhin zur Klubobfrau im Nationalrat ernannt.

In der Hauptstadt hat sich die Bewegung nicht etabliert. Das Team Stronach Wien erregte kaum Aufmerksamkeit. Landesobfrau Jessi Lintl ist im Parlament vertreten.

Auch das Team Stronach in Oberösterreich machte keine Negativschlagzeilen – oder, richtiger, gar keine Schlagzeilen. Der Landeschef sitzt aber auch hier im Parlament: Der Landwirt Leo Steinbichler ist Sprecher für Agrar, Familie, Jugend und Tourismus.

AUF EINEN BLICK

Bei der Nationalratswahl erreichte das Team Stronach 5,7 Prozent. Parteigründer Frank Stronach hatte sich mehr erwartet und tauschte enttäuscht einige Spitzenpositionen in den Bundes- und Landesparteien aus. Stronach selbst will voraussichtlich im Februar sein Mandat im Nationalrat aufgeben und sich aus der Politik zurückziehen. Auch die Finanzierung der Partei will er stoppen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2013)

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