KZ-Überlebende protestieren gegen FPÖ-Ball in Hofburg

KZ-Überlebende protestieren gegen FPÖ-Ball in Hofburg
KZ-Überlebende protestieren gegen FPÖ-Ball in Hofburg(c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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"Wie lange dürfen Korporierte noch auf der Nase der Demokratie herumtanzen?", heißt es in einem offenen Brief. Der Ballorganisator kritisiert die Proteste.

Der von der FPÖ ausgerichtete Akademikerball am 24. Jänner sorgt weiter für Proteste. Am Donnerstag veröffentlichte die Plattform "Jetzt Zeichen setzen!" einen offenen Brief von KZ-Überlebenden, der die Verantwortlichen dazu auffordert, die Wiener Hofburg nicht für den Ball der Burschenschafter zur Verfügung stellen.

"Als Überlebende der Nazizeit macht es uns fassungslos, dass die im Eigentum der Republik stehende Hofburg noch immer ihre Tore für Vertreter und Vertreterinnen rechtsextremer Vereine aus Österreich und Europa öffnet", heißt es in dem Brief. Damit würden auch Vertreter von Vereinen willkommen geheißen, die die Opfer des Nationalsozialismus immer wieder verhöhnt hätten. "Wie lange dürfen Korporierte noch auf der Nase der Demokratie herumtanzen?"

Das von sechs Betroffenen unterzeichneten Schreiben ist an die Wiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsges.m.b.H. und ihre Gesellschafter sowie an Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Michael Spindelegger und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner gerichtet.

Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen!" plant mehrere Protestveranstaltungen gegen den Ball. Sowohl am heutigen wie auch kommenden Donnerstag ist ein "Walk of shame" vor Hotels, die im Besitz der Hofburg-Gesellschafter stehen, geplant. Am Tag des Balles ist eine Kundgebung (19 Uhr) auf dem Heldenplatz angemeldet, wobei hier die SPÖ dezitiert nicht mitmachen wird. Am 27. Jänner ist dann am Heldenplatz ein Gedenken anlässlich des internationalen Holocaust-Tages geplant.

Organisator: Proteste "sehr bedenklich"

Der Organisator des Akademikerballs übt Kritik an den Protesten. Diese würden die Betreibergesellschaft unter Druck setzen und damit auch wirtschaftlich schädigen, sagte Udo Guggenbichler am Donnerstag. "Ich halte es für bedenklich, dass man versucht - über den 'Walk of Shame' - , die Betreibergesellschaft unter Druck zu setzen. Das schadet ja wirtschaftlich. Der Protest muss ja nicht auf Schaden abzielen", betonte er mit Verweis darauf, dass die Protest-Plattform auf Kundgebungen vor Einrichtungen der Betreibergesellschaft setzt.

Gleichzeitig betonte Gugenbichler, dass ihm das Recht auf Demonstrationsfreiheit äußerst wichtig sei. "Ich habe auch überhaupt nichts gegen Demonstrationen, aber etwas gegen Gewalt." Und: "Ich finde es nicht besonders mutig, wenn der Schwarze Block, der ja mittlerweile mit Bussen aus ganz Europa anreist, Damen anspuckt."

Zu den zu erwartenden Protesten gab sich Guggenbichler betont zurückhaltend: "Nachdem ich das sechs Jahre miterlebe, sehe ich das aber schon sehr gelassen." Es handle sich um eine "klassische Ballveranstaltung, die von Stil, Eleganz und Tradition getragen wird."

(APA/Red.)

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