Eugen Freund: Ein Südkärntner aus Wien für Brüssel

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ARCHIVBILD: 'ZIB'-MODERATOR EUGEN FREUNDAPA/ORF/THOMAS RAMSTORFER
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Der politische Eugen Freund: Sozialisiert wurde der EU-Spitzenkandidat der SPÖ durch den Ortstafelkonflikt. Und durch die Ära Kreisky. Laut der ORF-Farbenlehre galt er als Roter.

Politisch sozialisiert wurde Eugen Freund durch den Kärntner Ortstafelkonflikt. Geboren ist er zwar in Wien, aufgewachsen aber in St.Kanzian am Klopeinersee, wohin seine Eltern übersiedelten, als er noch ein Baby war. Sein Vater war dort Gemeindearzt. Seine Mutter eine landesweit bekannte Galeristin. Was der Vater, der früh verstarb, politisch gewesen sei, wisse er nicht, sagt Eugen Freund. Seine Mutter habe sich aber sehr wohl für die SPÖ engagiert. Nun kandidiert der gegen seinen Willen frühpensionierte „Zeit im Bild“-Anchorman selbst für die SPÖ: Als Spitzenkandidat für die EU-Wahl.

Als 1972 der Ortstafelsturm über die Gemeinde St. Kanzian hinwegfegte, erwachte das politische Bewusstsein des Gymnasiasten. Er verfasste Leserbriefe und Kommentare in Kärntner Zeitungen. Und führte Tagebuch über seine Erlebnisse mit den Ortstafelstürmern, die die zweisprachigen Schilder aus der Erde rissen. Eugen Freund sympathisierte mit den Kärntner Slowenen, er sei aber, sagt er selbst, „um Objektivität bemüht gewesen“. Seine Erfahrungen verarbeitete der leidenschaftliche Hobbyfotograf später im Bildband „Zeit in Bildern“, seine Tagebuchnotizen wurden in der „Presse am Sonntag“ publiziert.

Generation Kreisky

Die politisch prägendste Persönlichkeit war Bruno Kreisky. Als Student der Medizin in Wien trieb sich Eugen Freund mehr auf politischen Veranstaltungen als auf der Uni herum. Auf Parteitagen hörte er die Reden Bruno Kreiskys und war wie viele aus seiner Generation fasziniert. Wiewohl er später als Journalist seine Sträuße mit ihm ausfocht. Wiederum war der Umgang mit den Kärntner Slowenen dafür ausschlaggebend, aber auch in der Causa Zwentendorf stand Freund auf der anderen Seite. „Außenpolitisch war ich ganz auf einer Linie mit Kreisky, innenpolitisch weniger“, erinnert sich Freund.

Auf einem der SPÖ-Parteitage lernte er Oskar Bronner kennen, damals Herausgeber des „Profil“. Dort heuerte dann auch Eugen Freund an, um nach vier Jahren zum ORF-Hörfunk zu wechseln. Sein Spezialthema ebendort: Der Kärntner Minderheitenkonflikt. Für die Minderheitenfrage im Kanzleramt zuständig war damals der Leiter des Verfassungsdienstes, Willibald Pahr, den Freund wiederholt für das ORF-Radio interviewte. Als Pahr dann als Parteifreier Außenminister im Kabinett Kreisky wurde, nahm er Eugen Freund als Pressesprecher mit. Er war der erste persönliche Pressereferent eines Ministers. „SPÖ-Mitglied war ich aber nie – weder damals noch heute“, sagt Freund.

Kaltgestellt unter Lindner

Laut gängiger ORF-Farbenlehre galt Eugen Freund im Rundfunk dennoch stets als Roter. In der Ära Schüssel, der im ORF die Ära Lindner entsprach, war er dementsprechend kaltgestellt. Der vormalige Chefkorrespondent in Washington durfte gerade einmal „Wien heute“ moderieren. Allerdings hatte ihn zuvor auch schon einmal ein Interview mit einem SPÖ-Kanzler den Job gekostet. Als „ZiB 2“-Moderator nahm er 1987 den damaligen SPÖ-Regierungschef Franz Vranitzky ziemlich hart ran. Mit dem Kommentar „Sie verbreiten Angst und Schrecken über den Bildschirm“ wurde er von seinem damaligen Chef in die Auslandsredaktion verbannt.

Im Ausland verbrachte der zweifache Familienvater auch einen großen Teil seines Lebens. Nach der Zeit im Außenministerium arbeitete er im Presse- und Informationsdienst der Republik in New York unter Peter Marboe, dem späteren Wiener ÖVP-Kulturstadtrat. Später dann als ORF-Büroleiter in Washington. In Wien moderierte er den „Auslandsreport“ und das „Weltjournal“. Und nach einem Intermezzo in der Radio-Außenpolitik durfte er am Ende der Karriere auch wieder in die „Zeit im Bild“.

Im Jahr 2009 war Eugen Freund übrigens schon einmal als EU-Spitzenkandidat gehandelt worden – für Josef Prölls ÖVP. Es wurde dann doch Ernst Strasser.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2014)

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