Boykottdrohung überschattet Abgeordnetentreffen. Die Linzer Medizin-Fakultät sorgt auch außerhalb der Steiermark für Diskussionen.
Graz/Wien/Linz. Es ist die Aufwärmrunde. Bevor Reinhold Lopatka Ende kommender Woche mit dem ÖVP-Parlamentsklub mit einer Klausur in der steirischen Therme in Loipersdorf Station macht, trifft er schon heute, Freitag, die Spitzen seiner steirischen Landespartei, angeführt von Obmann Hermann Schützenhöfer, und die Mandatare im Landtag und im Bund. Die Veranstaltung in St.Kathrein am Offenegg nahe Weiz hat Tradition, schließlich startet die Steirer-ÖVP mit ihren Abgeordneten dort seit 2006 ins neue Jahr. Diesmal ist allerdings wegen des Aufstands in Graz gegen die Linie von ÖVP-Bundesparteiobmann Michael Spindelegger für besondere Brisanz gesorgt.
ÖVP-Parlamentarier Werner Amon hat die Stimmung angeheizt und im „Kurier“ mit einem Boykott seiner steirischen ÖVP-Kollegen im Hohen Haus beim Beschluss des Budgets im heurigen Frühjahr gedroht. Amon möchte damit eine Bevorzugung Oberösterreichs durch Geld für die geplante Linzer Medizin-Fakultät verhindern. Die Tiroler Volkspartei, die Spindelegger ebenfalls äußerst heftig kritisiert hat, will beim Budgetboykott nicht mitmachen.
Lopatka, der aus dem steirischen Hartberg kommt, ist zu einer Art Blitzableiter und Vermittler zugleich zwischen der ÖVP in der Steiermark und im Bund geworden. Er hat seine Parteifreunde im „Presse“-Interview schon vor Weihnachten gewarnt, weil auch die Steiermark Finanzwünsche an den Bund und den Finanzminister habe.
Die Linzer Medizin-Fakultät sorgt auch außerhalb der Steiermark für Diskussionen. Die Uni-Rektoren pochen ebenfalls auf die Einhaltung der Zusagen, die die Regierung für ihr Ja zur Fakultät gegeben hat. Darauf, wie viel Extrageld es ab 2016 geben müsse, will man sich aber nicht festlegen.
Mediziner im Bachelor-Master-System
Unterdessen wurden Details aus Linz bekannt: Anders als die Medizin-Unis Wien, Graz und Innsbruck wird die Uni Linz ihr Studium im Bachelor-Master-System anbieten. Nach zwölf Semestern sollen die Jungmediziner aber wie an den anderen Unis mit dem Titel Dr. med. univ. abschließen. Starten sollen die ersten 60 Studenten bereits im Herbst – die ersten Semester werden aber an der Med-Uni Graz absolviert. (ett/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)