Die (vor-)letzte Stronach-Show

Frank Stronach, Abschied, Parlament
Frank Stronach, Abschied, Parlament(c) APA/EPA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Mittwoch will Frank Stronach seine Abschiedsrede im Parlament halten. Der 81-Jährige geht zurück nach Kanada. Der Parteiname aber bleibt.

Wien. Man hätte sich viele Antworten auf die Frage erwarten können, warum Frank Stronach sein Nationalratsmandat zurücklegt und nicht für die restliche Legislaturperiode im Parlament bleibt. Er hätte sagen können, dass er es ruhiger angehen lassen möchte. Dass er von Politik genug habe. Oder, dass er einfach gar nicht mehr so oft nach Österreich kommen wolle.

Der 81-Jährige wählte aber doch lieber die unkonventionellste aller Antwortmöglichkeiten: „Ich bin ja nicht Mutter Teresa“, sagte er am Montag. Er habe eine gewisse Zeit investiert. Das reiche. „Ich bin ja nicht fanatisch.“

Als das Team Stronach an diesem Dienstag zu einer Pressekonferenz in den ehemaligen Büroräumlichkeiten des BZÖ lud, war der Saal so voll wie schon lange nicht mehr. Schließlich wollte keiner den (vorerst) letzten Auftritt Stronachs als Politiker verpassen. Vor allem, weil selbst seine Mitarbeiter nicht so recht voraussagen konnten, was der Austrokanadier zu verkünden hatte. Sicher war nur, dass er sein Mandat zurücklegen wird.

Den Rest stellte Stronach am Montag klar: Den Posten als Parteichef will Stronach jedenfalls behalten. Nur wie lange, wisse er noch nicht. „Das kann für kurze Zeit sein, aber auch sehr lange.“ Und fügte scherzend hinzu: „Kurze Zeit heißt für mich aber 20Jahre.“ An der Kompetenzverteilung innerhalb der Partei arbeite man gerade. Alle Aufgaben könne seine Stellvertreterin Kathrin Nachbaur nicht übernehmen, wenn er nicht in Wien sei.

Auch sein Name soll der Partei erhalten bleiben. „Das entscheidet aber das Team.“ Man könnte ihn auch jederzeit ändern, wenn gewünscht. Seinen Rat dürfe die Partei ebenfalls jederzeit einholen – auch wenn Stronach selbst den Großteil seiner Zeit in Kanada bleiben möchte. „Wenn jemand anruft, werde ich immer zurückrufen“, versicherte er. Aber: „Je weniger, desto lieber.“ Er fühle sich mehr als Kanadier, denn als Österreicher.

Redezeit auf fünf Minuten beschränkt

Heute, Mittwoch, will Stronach bei seiner dritten und letzten Nationalratssitzung eine Abschiedsrede halten. Länger als fünf Minuten darf diese allerdings nicht dauern – die Redezeit der einzelnen Abgeordneten ist streng geregelt. Damit komme er klar, meinte Stronach dazu. Dafür nutzte er aber seine Pressekonferenz, um noch einmal ungestört einen Monolog zu halten.

Rund dreißig Minuten lang lieferte er ein Best-of seiner Anekdoten, die er bereits im Wahlkampf immer wieder erzählt hatte: Wie er nach Kanada auswanderte, mit nur 200Dollar in der Tasche. Wie er im Wald spazieren ging, sich auf einen Stein setzte, und über den Sinn des Lebens grübelte. Und wie er in die Politik einstieg, um gegen die Macht der Funktionäre zu kämpfen.

Jetzt soll seine Partei ohne ihn weiterkämpfen. Seinen Sitz im Nationalrat übernimmt Burgenlands Landesparteichef Rouven Ertlschweiger. Ob die Partei bei der EU-Wahl im Mai antritt, ist weiter offen. Wenn sich jemand finden würde, der etwas geleistet habe und selbst ein bisschen Geld reinstecken würde, hätte Stronach nichts gegen einen Versuch, meinte er. Danach sieht es aber derzeit nicht aus.

Geld will er so oder so nicht mehr in die Partei stecken: „Kinder müssen auch einmal flügge sein.“ Insgesamt habe er rund 30 Millionen Euro investiert. 20 Millionen Euro seien Spenden, der Rest ein zinsfreies Darlehen. Sollte die Partei sich nicht an seine Prinzipien halten, fordere er es zurück.

Sein Engagement habe er aber „nie bereut“ und auch enttäuscht ist der Parteigründer nach eigenen Angaben nicht: „Ich hoffe, ich habe einen Samen gesät, der voll mit Ideen ist.“ Ein Spielzeug sei sein politisches Projekt jedenfalls nicht gewesen. Er hoffe, dass die Österreicher früher oder später sagen, „Frank Stronach war eine gute Person“.

„Es wird ein bisschen fad sein“

Die Journalisten, allen voran der ORF, hätten bisher aber nicht wirklich dazu beigetragen. Sie hätten negativ über ihn berichtet, zum Teil auch „dumme Fragen“ gestellt.

Mit der österreichischen Politik hat Stronach abgeschlossen – nur eineinhalb Jahre nach seinem Einstieg: Seit dem 25.September 2012 gibt es das Team Stronach offiziell, an dem die Satzungen im Innenministerium angemeldet wurden. Bis heute schaffte es die Partei in drei Landesregierungen und mit elf Mandaten in den Nationalrat.

Stronach war das nicht genug, das gab er am Montag selbst zu. Bereuen würde er trotzdem nichts. Aber jetzt wolle er andere Prioritäten setzen – und in Kanada bleiben. Die Journalisten warnt er zuvor noch: „Es wird ein bisschen fad sein, wenn ich nicht mehr da bin.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Politik

Nationalrat beschließt Budgetprovisorium

Die Opposition kritisiert die Kürzungen bei Bildung und Wissenschaft via Ermessensausgaben. Die Neos blitzen in punkto Wirtschaft ab.
TEAM STRONACH
Innenpolitik

Ertlschweiger: Ex-Journalist, Burgenländer, Stronach-Erbe

Rouven Ertlschweiger zieht im Februar in den Nationalrat ein. Er übernimmt die Sprecherfunktion für die Bereiche EU, Wissenschaft, Medien und Jugend.
Stronachs Abschiedsrede: "Dreck fällt wieder ab"
Politik

Stronachs Abschiedsrede: "Dreck fällt wieder ab"

Der Parteigründer zieht sich aus dem Nationalrat zurück. Seinen dritten und letzten Auftritt im Hohen Haus nützte er für Belehrungen und Entschuldigungen.
PK TEAM STRONACH:  STRONACH
Politik

Salzburg: Stronachs Millionen-Darlehen wird zur Spende

Landesparteiobmann Helmut Naderer sieht in dem "Abschiedsgeschenk" eine "Würdigung der politischen Arbeit" seiner Partei.
NATIONALRAT: TOeCHTERLE
Hochschule

Aus für Uni-Ministerium - ohne Töchterle-Zustimmung

Ex-Minister Töchterle stimmte gegen die Zusammenlegung von Wissenschaft und Wirtschaft. Auch die Opposition übte geschlossen Kritik.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.