Die Volkspartei könne Dollfuß "nicht leugnen, sie sollte ihn aber auch nicht idealisieren", sagt der Außenminister.
Ein Ölgemälde von Engelbert Dollfuß hängt noch heute im großen Klubsitzungssaal der ÖVP im Parlamentsgebäude - und sorgte in der Vergangenheit schon mehrfach für Kontroversen. Die ÖVP sieht in Dollfuß das erste Todesopfer im Kampf gegen Hitler. Die SPÖ versteht unter ihm eher einen Antidemokraten, der im März 1933 den Nationalrat ausschaltete.
Auch heuer sorgte das Gemälde wieder für Wirbel. Im Zuge der Gedenkfeiern anlässlich des Ausbruchs des Bürgerkrieges von 1934 am 12. Februar, sagte SP-Bundeskanzler Werner Faymann nämlich dem „Kurier": „Ich würde so ein Bild nicht im Parlament aufhängen, für mich gehört es nicht ins Parlament."
VP-Außenminister Sebastian Kurz meinte nun in der Montagausgabe des Blattes: „Persönlich hänge ich nicht an dem Bild, ich bin für eine objektive Auseinandersetzung dieser Zeit." Die Volkspartei könne Dollfuß „nicht leugnen, sie sollte ihn aber auch nicht idealisieren".
Man solle aber nicht stets mit dem Finger auf die ÖVP zeigen, denn: „Es gibt in Wien viele Straßennamen, die historisch belastet sind, zum Beispiel der Dr.-Karl-Renner-Ring mit dem Sitz des Parlaments. Karl Renner war ein Befürworter des Anschlusses. Man sollte sich die Diskussion über Geschichte nicht zu leicht machen."
(Red.)