Sozialistische Jugend: Frauen kämpfen um die Spitze – und kritisieren SPÖ

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Moitzi(c) Clemens Fabry
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Erste Frau seit 120 Jahren an der Spitze der SJ. Zwei Kandidatinnen bewerben sich um die Nachfolge: Fiona Kaiser (24), Vorsitzende der SJ-Oberösterreich und ist bei der Parteiorganisation angestellt, wie auch Julia Herr (21).

Wien. Der scheidende Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, Wolfgang Moitzi, beklagt, dass der Parteiapparat mit Kritikern keine Freude hat. Jetzt steht fest: Nachfolger wird erstmals in der 120-jährigen Geschichte der SPÖ-Jugendorganisation ein Frau. Und: Der Parteiapparat wird auch weiterhin keine Freude haben.

Zwei Kandidatinnen bewerben sich um die Nachfolge Moitzis: Fiona Kaiser (24), Vorsitzende der SJ-Oberösterreich, ist gelernte Sozialarbeiterin, hat ein Jahr mit psychisch kranken Straftätern gearbeitet und ist jetzt bei der Parteiorganisation angestellt – wie auch ihre Kontrahentin Julia Herr (21). Die Burgenländerin ist Soziologiestudentin und frauenpolitische Beauftragte der Jungsozialisten.

Inhaltlich vertreten beide ähnliche Positionen: Die SPÖ solle wieder besser die Positionen der Arbeitnehmer vertreten. Sie kritisieren, dass die Partei bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise „neoliberale Lösungen wie den Fiskalpakt“ mittrage. Dass die Parteijugend die Bundespartei weiterhin kritisch beurteilen wird, ist für beide Selbstverständlichkeit.

In ihrer Heimat habe sie das auch bisher schon gemacht, sagt Kaiser: „Oberösterreich ist da eine Insel der Seligen.“ Sie habe nie erlebt, dass Druck ausgeübt wurde. Dass das im Bund vermutlich anders sein wird, ist ihr klar: „In der Position ist es programmiert, sich nicht beliebt zu machen.“

So findet Kaiser auch etliche Kritikpunkte an der Arbeit der Bundesregierung, die „oft nicht im Interesse der Arbeitnehmer und der jungen Menschen“ sei. Beispiel: Die Ausbildungspflicht für Jugendliche, propagiert von SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer, sei falsch, weil mit Geldstrafen verbunden. Man müsse Jugendliche mit sozialen Problemen anders abholen und niederschwellige Angebote machen.

Herr sieht Kritikpunkte in der SPÖ-Asylpolitik. So sei das Refugee-Camp (die früheren Votivkirchen-Besetzer) eine Bewegung, die die SPÖ unterstützen müsse. Die SPÖ will sie wieder zur Arbeiterpartei machen, man müsse sich der Wurzeln besinnen.

Erste Erfahrungen, wie die SPÖ-Spitze mit Kritikern umgeht, hat Herr vergangene Woche beim Parteirat in der Hofburg machen können. Da wollte sie EU-Spitzenkandidaten Eugen Freund zu einem Beitritt zur SPÖ nötigen – und wurde von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek rüde abgekanzelt. Ein Beitrittsformular hat sie Freund bis heute nicht übergeben können. (maf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2014)

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