Italien: Rom zapft Ölkonzerne an: Höhere Nutzungsgebühren

ROM. Um die leeren Staatskassen zu füllen, greift Italien auf seine Öllizenzen zurück. Der Senat in Rom diskutiert einen Beschluss der Regierung von Premier Matteo Renzi, demgemäß das Kabinett die Gebühren für die Nutzung der Ölfelder in der süditalienischen Region Basilikata um bis zu 50Prozent erhöhen soll. Diese waren erst kürzlich auf zehn Prozent für Öl aus Onshore-Felder und auf sieben Prozent für Offshore-Reserven erhöht worden.

Royalties werden diese Gebühren genannt, die große Ölkonzerne bei der Vergabe von Lizenzen etwa als Kompensation für Umweltrisken zahlen. Laut Experten befinden sich in Italien Felder mit 700 Millionen Tonnen Rohöl, die man bis zu einem halben Jahrhundert lang nützen könnte.

Zudem werden die Kontrollen der italienischen Marine im Adria-Raum verschärft, um nichtgenehmigte Ölbohrungen zu verhindern. Kriegsschiffe sollen dort und im Mittelmeerraum um Sizilien patrouillieren, in dem die meisten Offshore-Felder liegen. Italiens Behörden haben jüngst festgestellt, dass geologische Gesellschaften internationalen Ölkonzernen Informationen über Italiens Meeresboden verkauft hatten. Diese Informationen basierten auf nichtgenehmigten geologischen Sondierungen, heißt es.

Öl aus der Adria?

Inzwischen hat die Umweltkommission des Senats mehrheitlich einen Antrag mehrerer Parteien verabschiedet, mit dem die Regierung verpflichtet wird, aus Umweltschutzgründen neue Ölbohrungen in der Adria zu suspendieren. Der Antrag muss noch vom Senat verabschiedet werden.

Die neuen Regeln verärgern Ölkonzerne, die in Italien Investitionen in Höhe von 18 Milliarden € planen. Experten warnen davor, dass die Konzerne nach Montenegro oder Dalmatien ziehen könnten. Kroatien hat Ölkonzerne bereits eingeladen, den Meeresboden der Adria unweit italienischer Gewässer auf der Suche nach Ölreserven zu sondieren.

In der Region Basilikata, wo sich die größten Ölvorkommen des europäischen Festlandes befinden, will Shell mit Eni in den kommenden zehn Jahren kräftig investieren. (mt/dp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2014)

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