Harald Vilimsky: Straches General tritt ins Rampenlicht

Strache - Vilimsky
Strache - Vilimsky (c) FABRY Clemens
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Bisher war er für Law and Order zuständig – jetzt soll Harald Vilimsky für die FPÖ die EU-Wahl gewinnen.

Wien. Auf YouTube findet sich ein Video, in dem ein Justizwachebeamter die Wirkung des Tasers testet, einer Waffe, die renitente Häftlinge mittels Stromschlags stoppen soll. Das Versuchsobjekt brüllt vor Schmerzen und stürzt regungslos zu Boden. Die Testperson heißt Harald Vilimsky, ist Abgeordneter und Generalsekretär der FPÖ und nimmt die Schmerzen für einen vermeintlich guten Zweck auf sich: Er will die umstrittene und in Österreich verbotene Waffe pushen: „Wenn das an einem Abgeordneten angewandt werden kann, wird es auch für einen gewaltbereiten Häftling möglich sein.“ Nach dem Test gibt er zu, der Taser habe ihm doch mehr an Schmerz zugefügt als vorher gedacht.

Harald Vilimsky: Das ist Heinz-Christian Straches „Mann fürs Grobe“ im Generalsekretariat. Während Herbert Kickl als der Stratege hinter den Wahlkampfkampagnen der FPÖ gilt und als Verfasser flotter Sprüche („Daham statt Islam“), wird Vilimsky häufiger in die politische Schlammschlacht geschickt: Die eigene Partei verteidigt man am besten, indem man den Gegner attackiert. Sympathiewerte erringt man in dieser Rolle nicht – und zwar in keiner Partei. So ist auch der Aufstieg vom Parteisekretär zum Spitzenkandidaten ein seltenes Ereignis.

Bei Harald Vilimsky ist es unbeabsichtigt passiert: Er war zwar offiziell in einer „Doppelspitze“ mit Andreas Mölzer vorgesehen – aber es war klar, dass es in erster Linie Mölzer sein sollte, der die Freiheitlichen nach außen vertritt. Nach dessen überraschendem Rückzug muss Vilimsky nun allein den Wahlkampf für die FPÖ gewinnen.

Leicht wird das nicht. Als mitreißender Redner hat sich der langjährige Abgeordnete bisher nicht hervorgetan. Und aus der Riege der freiheitlichen Politiker ragte er bisher auch nicht heraus – trotz seiner Funktion als Generalsekretär.

Immerhin: Ein zweites „Problem Mölzer“ dürfte der FPÖ nicht blühen. Vilimsky, der als einer von wenigen FPÖ-Mandataren nicht in der Burschenschafterszene verankert ist, ist bisher auch kaum an rechtem Gedankengut angestreift. Der einzige dokumentierte Vorfall liegt schon recht lange zurück: In den 1980er-Jahren verfasste er für den extrem rechten „Völkerfreund“ einen Aufsatz über die Deutsch-Chilenen, in dem es hieß: „Erheben wir die Häupter, um die Sonne des Deutschtums in altem hellen Licht wieder erstrahlen zu lassen.“ Quasi eine Jugendsünde des heute 47-Jährigen.

In der FPÖ war er als Sicherheitssprecher eher für die Law-and-Order-Linie zuständig – und natürlich auch für das Thema Ausländerpolitik. Höhere Haftstrafen, keine Fußfessel für Sexualstraftäter, sofortige Abschiebung von kriminellen Asylwerbern – das waren die Forderungen, mit denen Vilimsky auf sich aufmerksam machte. Für den grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz ist er ein typischer FPÖler, „nicht besser oder schlechter als andere“. Dem ideologischen Kern der Partei gehöre er nicht an – er sei aber „bei jeder Hetze dabei“.

In der Politik ist der geprüfte PR-Berater seit Anfang der 1990er-Jahre. 1990 besuchte er den Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit und wurde nach einem Jahr beim Kuratorium für Verkehrssicherheit Pressereferent im FPÖ-Parlamentsklub. 1996 wechselte er in derselben Funktion ins Wiener Rathaus.

2004 wurde er Landesparteisekretär der Wiener FPÖ, da konnte er schon auf einige Jahre kommunalpolitischer Erfahrung zurückgreifen – als Bezirksrat in Wien Mariahilf bzw. als dortiger FP-Obmann. 2006 wurde er Generalsekretär, im selben Jahr wechselte er auch vom Bundesrat in den Nationalrat.

Mit EU-Politik hat er sich schon dort beschäftigt, er sitzt im Unterausschuss zur Europäischen Union. Die internationalen Vernetzungsbestrebungen der FPÖ, die in den vergangenen Monaten Kontakt zu unter anderem Vlaams Belang, Schwedendemokraten oder Front National geknüpft hatte, wird er im EU-Parlament fortführen können, war er doch 2008 und 2009 zu Gast bei den Kongressen der umstrittenen „Anti-Islamisierungsbewegung“ Pro Köln. Eher nichts wird es wohl mit einem weiteren Karrierewunsch: In Interviews hat er angekündigt, er könne sich sehr wohl den Posten des österreichischen EU-Kommissars vorstellen.

>> "Youtube"-Video aus dem "Kurier"

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2014)

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