Sozialdemokratin unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Nach der Wahl 2009 hat sich Evelyn Regner in Brüssel schnell einen Namen gemacht. Außerhalb des ÖGB sind sie und ihre Arbeit jedoch kaum bekannt.

Es sagt etwas aus über das Dilemma der EU-Abgeordneten, wenn sich innerhalb der SPÖ, aber außerhalb des Gewerkschaftsbundes kaum jemand findet, der Näheres über die Person Evelyn Regner zu berichten weiß. Immerhin sitzt die Wienerin seit fünf Jahren für die Sozialdemokraten im EU-Parlament und ist mittlerweile auch stellvertretende Leiterin der SPÖ-Delegation in Brüssel.

Der Tenor über die Juristin klingt ungefähr so: Fachlich ausgezeichnet, aber – wie die meisten ihrer Abgeordnetenkollegen – nicht sonderlich bürgernah. Ins Wirtshaus, sagt ein Parteifreund, könne man sie nicht schicken. Im ÖGB kommt die 48-Jährige besser weg, aber das ist nicht weiter verwunderlich. Für die SPÖ-Gewerkschafter ist Evelyn Regner das, was Elisabeth Köstinger für den Bauernbund ist: eine loyale Lobbyistin für ihre Interessen.

Nach dem Studium und einem kurzen Gastspiel bei Amnesty International hat Regner eine steile Karriere im Gewerkschaftsbund hingelegt: Sozialexpertin, fast zehn Jahre Leiterin des ÖGB-Europahauses in Brüssel, für ein halbes Jahr wieder heim nach Wien, als Chefin des Stabsstelle EU und Internationales, danach erneut nach Brüssel. Dieses Mal als Mandatarin.

Im EU-Parlament wurde der Name Regner bald mit Fleiß und Beharrlichkeit in Verbindung gebracht. Nach dem Fall Ernst Strasser leitete sie im Auftrag des sozialdemokratischen Parlamentspräsidenten, Martin Schulz, ein halbes Jahr lang den Anti-Korruptionsausschuss. Und als es darum ging, eine Richtlinie zur Frauenquote im Aufsichtsrat börsenotierter Unternehmen zu erlassen, wurde Regner federführend damit betraut. Dabei arbeitete sie eng mit Viviane Reding, der konservativen Justizkommissarin, zusammen. Sie soll große Stücke auf Regner halten.

Für ÖGB-Präsident Erich Foglar gilt das auch. Und mancher Gewerkschafter schließt nicht aus, dass Regner Österreichs nächste Sozialministerin werden könnte, wenn Rudolf Hundstorfer entweder in die Pension oder ins Wiener Rathaus wechselt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2014)

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