Freund: "Europa muss man hüten wie ein rohes Ei"

SPÖ-Wahlkampfauftakt: Eugen Freunds Auftrag
SPÖ-Wahlkampfauftakt: Eugen Freunds AuftragAPA (ROBERT JAEGER)
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Der SPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl hat keine leichte Aufgabe zu bewältigen: Er soll fremde Wählerschichten ansprechen und die eigenen Funktionäre motivieren.

Eisenstadt. Der Empfang für Eugen Freund war herzlicher als beim Bundesparteirat der SPÖ Mitte Februar in der Hofburg, auch wenn einige Saalreihen dieses Mal leer geblieben waren. Aber die, die am Dienstagabend zum Wahlkampfauftakt der SPÖ ins Kulturzentrum von Eisenstadt gekommen waren, würdigten den Spitzenkandidaten für die EU-Wahl mit anerkennendem Applaus, darunter die halbe Regierung.

Bis zum 25. Mai hat Freund eine schwierige Aufgabe zu lösen. Einerseits soll der frühere ORF-Journalist neue Wählergruppen ansprechen – bis hinein „in die aufgeklärte Bürgerschicht“, wie Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos vor Kurzem erklärte. Denn ein reiner Kernwählerwahlkampf, wie ihn die SPÖ vor der Nationalratswahl geführt hat, wird dieses Mal nicht für Platz eins reichen. Die SPÖ-Klientel, allen voran die Pensionisten, ist Europa-kritisch, viele wollen gar nicht zur Wahl gehen. Konzentriert man sich nur auf die eigenen Leute, droht ein Debakel wie vor fünf Jahren: 23,7 Prozent waren das schlechtestes Ergebnis der SPÖ bei einer bundesweiten Wahl, sieben Prozentpunkt hinter der ÖVP.

Andererseits muss Freund erst die eigene Partei von sich überzeugen. Denn für die SPÖ-Basis ist er nicht gerade das, was sie sich unter einem Arbeiterführer vorstellt. Erschwerend kommt hinzu, dass der 63-Jährige (vorerst) nicht Parteimitglied werden will – und sich kurz nach seinem Engagement auch noch einen Fehltritt geleistet hat, als er das durchschnittliche Arbeitereinkommen auf 3000 Euro geschätzt hat. Tatsächlich liegt es bei rund 2000 Euro.

Um Schadensbegrenzung bemüht

Freund besuchte in den vergangenen Wochen etliche Landes- und Bezirksparteien, um für sich zu werben und die Funktionäre um ihren Laufeinsatz im Wahlkampf zu bitten. In Eisenstadt versuchte er, sich als einer der ihren darzustellen, indem er manche Sätze seiner einwandfreien, aber nicht sonderlich mitreißenden Rede mit „Wir Sozialdemokraten“ begann.

Zwecks Schadensbegrenzung schickte ihn Darabos auf eine Tour durch Österreich. Freund besuchte in den vergangenen Wochen etliche Landes- und Bezirksparteien, um für sich zu werben und die Funktionäre um ihren Laufeinsatz im Wahlkampf zu bitten. In Eisenstadt versuchte er, sich als einer der ihren darzustellen, indem er manche Sätze seiner einwandfreien, aber nicht sonderlich mitreißenden Rede mit „Wir Sozialdemokraten“ begann. Außerdem betonte der rote Spitzenkandidat, für "ein besseres, ein sozialeres und gerechteres Europa" kämpfen zu wollen. In Richtung FPÖ meinte er: "Europa muss man hüten wie ein rohes Ei. Ein rohes Ei, in dem man da und dort auch Sprünge sieht. Aber die Alternative kann nicht sein, knallen wir dieses rohe Ei an die Wand, Grenzen zu und aus dem Euro raus."

Daneben bemühte sich Freund auch um Abgrenzung zur ÖVP, die in Umfragen gleichauf mit der SPÖ liegt – und eine ähnliche Strategie gewählt hat: Auf den Wahlplakaten ihres Spitzenkandidaten Othmar Karas fehlt nicht ganz zufällig das Parteilogo. Auch er umwirbt fremde Wählerschichten. Karas tue immer so, „als hätten wir so viel gemeinsam“, ärgerte sich Freund. Doch das stimme nicht. Die SPÖ habe etwa gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA und die Übermittlung von Flugdaten an die USA gestimmt, die ÖVP dafür. Umgekehrt sei die SPÖ – im Gegensatz zur ÖVP - „natürlich gegen Diskriminierung auf Basis der sexuellen Orientierung“.

Zuvor hatte Werner Faymann für seinen Spitzenkandidaten geworben und die Ausrichtung des SPÖ-Wahlkampfs skizziert. Österreich, sagte der Kanzler sinngemäß, solle ein Vorbild für Europa werden, vor allem in der Arbeitsmarktpolitik. Die Finanzhaie Europas hätten „Milliarden, ja Billionen“ vernichtet, „die wir so dringend für Bildung und Arbeit gebraucht hätten“. Ein Seitenhieb auf die aktuelle Bildungsdebatte war das nicht – und wenn schon, dann ein ungewollter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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