Papsttreuer ÖVP-General jagt das Spaghettimonster

Alm, Blümel, Pastafari
Alm, Blümel, Pastafari(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Während sich ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel und Neos-Mandatar Niko Alm einen Schlagabtausch liefern, wollen die Pastafari beim Kultusamt als Bekenntnisgemeinschaft registriert werden. Wie stehen ihre Chancen?

Wien. Auf der einen Seite ÖVP-Chef Michael Spindelegger, wie er gerade Papst Franziskus die Hand gibt. Auf der anderen Seite ein Foto von Neos-Mandatar Niko Alm, wie er sein Nudelsieb (die Kopfbedeckung der Pastafari) zeigt. Dazu der Kommentar „Ohne Worte“. Auf diese Weise greift ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel via Twitter Alm an.

Dieser wolle Religionen „ins Lächerliche ziehen“, meint Blümel. Alm wiederum betont, es liege „nicht im Ermessen der ÖVP, zu entscheiden, was eine Religion ist oder nicht“. Und sein Pastafarianismus sei sehr wohl „eine Religion“. Hintergrund des Streits ist neben dem EU-Wahlkampf der Umstand, dass die Pastafari beim Kultusamt beantragt haben, als religiöse Bekenntnisgemeinschaft eingetragen zu werden. Die Pastafari – 2005 von einem Physiker in den USA gegründet – verehren das „Fliegende Spaghettimonster“ als Gott. Schaffen sie die Anerkennung als Bekenntnisgemeinschaft, dann können ihre Mitglieder in Dokumenten oder Schulzeugnissen ihre Religion angeben. Alm ist es bereits jetzt gelungen, auf seinem Führerscheinfoto ein Nudelsieb tragen zu dürfen.

300 Anhänger braucht man für eine Bekenntnisgemeinschaft. Die Pastafari haben laut ihrem Anführer, dem „Obersten Maccherone“ Philip Sager, 450 Mitglieder in Österreich. Streng geprüft wird dies in der Praxis vom Kultusamt, man verlangt Dokumente und handschriftliche Bestätigungen. Zudem müssen Statuten vorliegen, die die Religionslehre darstellen und sich von anderen Glaubensbekenntnissen unterscheiden. Aber auch die Ernsthaftigkeit eines Antrags werde untersucht, heißt es aus dem Kultusamt. „Ich würde mich sehr wundern, wenn der Antrag nur den Funken einer Chance hat“, sagt Richard Potz, Leiter des Instituts für Religionsrecht an der Uni Wien, zur „Presse“. Einer religionswissenschaftlichen Expertise würden die Pastafari nicht standhalten können.

Die wirklich interessanten Privilegien (etwa im Steuerrecht oder Schulwesen) erhält man übrigens erst, wenn man nicht nur Bekenntnisgemeinschaft ist, sondern in weiterer Folge als Religionsgesellschaft anerkannt wird. Dafür benötigt man mindestens 17.000 Anhänger (zwei Promille der Bevölkerung).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2014)

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