"Paintball-Affäre": Strache-Fotos für Kabas nicht brisant

Hilmar Kabas
Hilmar Kabas(c) Michaela Bruckberger (Presse Print)
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Dem EU-Abgeordneten Ewald Stadler wird vorgeworfen, FPÖ-Chef Strache mit Jugendfotos unter Druck gesetzt haben.

Der Prozess gegen den EU-Abgeordneten Ewald Stadler wegen Nötigung ist am Mittwoch fortgesetzt worden. Der ehemalige Freiheitliche soll FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache mit Jugendfotos, die ihn bei wehrsportähnlichen Übungen zeigen, unter Druck gesetzt haben, so die Anklage. FPÖ-Funktionör und Ex-Volksanwalt Hilmar Kabas, den Stadler die Bilder einst vorgelegt hatte, sah laut eigener Zeugenaussage keine Brisanz in dem Material.

Kabas berichtete in seiner mehr als dreistündigen Einvernahme, dass Stadler sehr wohl in einem Brief an ihn "Sorge" geäußert hatte, die Fotos mit Strache bei angeblichen "Gotcha"-Spielen - so die offizielle Beschreibung des FPÖ-Chefs - könnten dem Parteiobmann schaden. Zuvor hatte der nunmehrige Rekos-Gründer bereits kryptische Andeutungen in einem Gespräch gemacht. Kabas sah allerdings keinen Grund für einen möglichen Skandal: "Ich habe auf den Bildern eigentlich niemanden gekannt. Ich kannte auch dieses Spiel nicht."

"Maßgebend war, dass ich dazugelernt habe"

Stadler bezweifelte Kabas' Einschätzung, es handle sich auf den Fotos tatsächlich um Gotcha. Immerhin seien darauf keine für das Spiel typischen Waffen, sondern ein echtes Sturmgewehr (STG-77) zu sehen, womit der Zeuge aber nichts anfangen konnte. Der Zeuge beharrte darauf, mit echten Paintball-Spielern gesprochen zu haben, um Straches Erklärung zu bestätigen - gezeigt habe er aber diesen die Bilder nicht. "Für mich war maßgebend, dass ich dazugelernt habe", merkte er an.

Von einem angeblichen Zwist zwischen Stadler und der Parteispitze aufgrund der Reihung auf der Nationalratswahl-Liste konnte Kabas nicht viel sagen, von Spannungen will er aber sehr wohl etwas mitbekommen haben. Die Ablöse der vor 2007 von Stadler geleiteten Freiheitlichen Akademie durch das neu gegründete Freiheitliche Bildungsinstitut sei nicht in seiner Gegenwart kommuniziert worden sein: "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dabei gewesen wäre."

Kabas hatte einen Untersuchungsbericht auf Basis unterschiedlicher Aussagen anderer Freiheitlicher mithilfe eines Anwalts verfasst, der auf eine Nötigung Straches durch Stadler hinweisen könnte. Das Schriftstück habe man allerdings nach Stadlers Parteiaustritt verworfen, berichtete der Zeuge. Auch Informationen, dass Stadler die Fotos weitergegeben hatte, hatte Kabas laut eigener Aussage nicht, er will lediglich "Schlussfolgerungen" gezogen haben.

Fichtenbauer und Gudenus belasten Stadler

Nach Kabas wurden Rechtsanwalt Peter Fichtenbauer und Johann Gudenus, Klubobmann der FPÖ-Wien, befragt. Sie bestätigten die FPÖ-Version, wonach Stadler mittels Fotos Druck auf Strache ausgeübt haben soll. Fichtenbauer erzählte, dass ihn Strache und Gudenus im Dezember 2006 berichtet hätten, die Angeklagten hätten Gudenus auf der Straße "abgepasst" und in ein chinesisches Restaurant geführt. Dabei soll es zum Versuch der Nötigung gekommen sein, die Akademieförderung weiterhin Stadlers Freiheitlicher Akademie zukommen zu lassen, ansonsten würde man die Fotos Straches veröffentlichen - eventuell auch ein "noch schlimmeres Bild".

Nach der Beratung in Straches Büro soll die Partei zum Schluss gekommen sein, sich nicht von Stadler erpressen zu lassen, berichtete Fichtenbauer, der sich aber über weite Strecken nicht mehr an die Vorgänge genau erinnern konnte. Eine Anzeige sei dennoch nie im Raum gestanden. Die Partei habe "nie Interesse gehabt, das überhaupt öffentlich werden zu lassen.

Gudenus berichtete, dass Stadler beim Kuchenessen bei seiner Familie - Gudenus ist Taufpate einer Tochter des Angeklagten - auf die Fotos hingewiesen habe, wobei es "so eine Androhung" gegeben habe: "Stell dir vor, solche Aufnahmen kommen an die Öffentlichkeit!" An die Aufnahmen selbst konnte sich Gudenus nicht erinnern, allerdings: "Es waren keine Neger drauf."

(APA)

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