Panzerarmee im Angebot: Heer will schwere Waffen verkaufen

Seit Mitte der 90er Jahre hat das Heer um Hunderte Millionen Euro seine Panzerstreitmacht hochgerüstet. Nun sollen Teile wieder verkauft werden.

WIEN. Die ersten Panzer sind schon weg: 31,3 Millionen Euro waren Ägypten die 160 M60 Kampfpanzer des österreichischen Bundesheeres wert. 2002 bestellt, 2003 prompt nach Nahost geliefert, um einen Spottpreis und in Topqualität. Diese Panzer waren in der ersten Hälfte der 90er Jahre komplett überholt worden und danach durch die 1996 erworbenen Leopard-Panzer ersetzt worden. Seither lagerten sie - gehegt und gepflegt von Heerestechnikern - in einer riesigen Halle in Markgrafneusiedl.

Diese Sorge ist das Heer los. Eine weitere kommt allerdings auf die Waffenhändler des Heeres zu: Sogar Minister Günther Platter, sonst kein Freund von voreiligen Ankündigungen, hat bereits Ende Juni deponiert, dass sich das Heer von einem Teil seiner schweren Waffen - Panzer und Artillerie - trennen wird. Sie seien nicht mehr im bisherigen Ausmaß nötig. Pikanterie am Rande: Diese Panzerarmee wurde erst ab 1996 um offiziell 500 Millionen Euro (die Grünen rechnen immer wieder 800 vor) hochgerüstet.

Seither tüftelt eine Arbeitsgruppe im Ministerium an Möglichkeiten, das erst vor kurzem erworbene schwere Gerät wieder los zu werden. Vor allem geht es darum, welche gepanzerten Fahrzeuge Österreich in Zukunft braucht. "Für internationale Einsätze sind das die Schützenpanzer. Was wir kaum mehr brauchen, sind schwere Kampfpanzer", wurde der "Presse" aus Kreisen der Heeresstrategen erklärt.

Keinesfalls verkauft werden die 68 Stück neuen Radpanzer Pandur, die erst in den vergangenen Jahren ausgeliefert wurden. Keine Rede ist allerdings davon, dass man noch weitere 132 Pandur kaufen will (die Kaufoption lautete auf 200). Ebenfalls behalten will man die 1999 bestellten 112 Kampfschützenpanzer Ulan. Alle anderen Panzerfahrzeuge stehen zur Disposition:

[*] 114 Kampfpanzer Leopard (1996 um etwas mehr als 140 Millionen Euro gekauft)

[*] 90 Jagdpanzer Jaguar. Auch diese wurden 1996 - wie die Leopard unter dem Titel "Mech-Paket" - von der deutschen Bundeswehr gekauft (um 73 Millionen Euro) und mit Lenkwaffen hochgerüstet. Das Problem: Den Panzern fehlen die für den Nachteinsatz nötigen Wärmebildgeräte. Im Jänner 2004 erhielt das Heer ein neues Angebot der deutschen Bundeswehr: 98 dieser Jagdpanzer samt solcher Nachtsichtgeräte um nur mehr 4,7 Millionen Euro.

[*] 150 Jagdpanzer Kürassier - einst der Stolz der heimischen Panzerproduktion, inzwischen aber auch veraltet.

[*] 460 Saurer-Schützenpanzer aus den 60er Jahren. Diese werden sukzessive weniger: Um sie in Betrieb zu halten, werden immer wieder einige als Ersatzteilträger ausgemustert.

[*] Und 180 ebenfalls erst in den 90er Jahren um viel Geld modernisierte Panzerhaubitzen M 109.

Wie viele Panzer tatsächlich verkauft werden, steht noch nicht fest, dass es ein Großteil des schweren Geräts sein wird, gilt aber bereits als fix. Die Panzer sind aber nur ein Teil des Heeresgutes, das unter den Hammer kommt: So sollen 40 Prozent aller Liegenschaften verkauft ("Die Presse" vom 6. August) und auch der Fuhrpark privatisiert werden ("Die Presse", 30. Juli). Verkauft und zurückgemietet werden sollen die "handelsüblichen" Kraftfahrzeuge des Heeres: 800 Lkw, 45 Busse, 2400 Pkw und 1600 Motorräder.

Mit der Heeresreform, die Ende 2004 feststehen soll, wird auch die Verpflegung der Soldaten in eine GmbH ausgegliedert. Diese soll zu mindestens 49 Prozent privatisiert werden. Dafür liegen die Pläne bereits fix und fertig im Ministerbüro. Diese GmbH würde, so heeresinterne Schätzungen, auf 80 Millionen Euro Jahresumsatz kommen - allerdings seien auch 50 bis 60 Millionen an Investitionen nötig, um Küchen und Kasinos zu modernisieren. Ausgegliedert wird nicht alles: Die "Gulaschkanonen", also die Feldküchen, bleiben beim Heer - für den Krisenfall und internationale Einsätze.


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