Alexander Van der Zickzack

Vor einem Jahr hatte man die Grünen noch den Sozialdemokraten als lobenswertes Beispiel vorhalten können. Der grüne Parteichef hatte lange vor der SP-Führung erkannt, daß Denunziation des politischen Gegners im Ausland extrem kontraproduktiv ist.

In der Zwischenzeit hat sich Alfred Gusenbauer erfangen. Er gewinnt in der Außenpolitik langsam jenes Verantwortungsbewußtsein, das sich manchmal auch zu Unpopulärem bekennt. Und das der SPÖ in den letzten Jahren so gefehlt hat. Zugleich aber hat sich Alexander Van der Bellen von jeder politischen Fortüne getrennt. Da war zuerst sein klares Bekenntnis, daß der EU-Beitritt Tschechiens an Temelín nicht scheitern dürfe. Drei Tage später erklärte er jedoch haargenau das Gegenteil. Ließ er sich dabei von den eigenen Fundis umdrehen oder von der Kronenzeitung, die (wohl primär von alten Aversionen gegen die Tschechen getrieben als von echter Ahnung um die Zusammenhänge) jeden niedermacht, der sich für Kompromisse mit Prag einsetzt?

Letztlich bleibt das egal: Führungsstärke, deretwegen man ihm eines Tages Regierungsverantwortung übertragen könnte, zeigt der oberste Grüne damit gewiß nicht.

Und nun geht es um den Überflug westlicher Maschinen bei eventuellen Aktionen gegen Afghanistan. Auch da änderte er binnen weniger Tagen seine Meinung komplett. Was nun auch Johannes Voggenhuber in aller Öffentlichkeit auf die Palme bringt.

Van der Bellen müßte erkennen: Die Ahnungs- und Meinungslosigkeit, mit der er durch seine TV-Interviews laviert, wirkt zwar durchaus sympathisch. Er kann damit auch die tiefen Unvereinbarkeiten in seiner Partei überdecken, in der sich ehemalige Trotzkisten, Ökologisten, Stalinisten, Maoisten, katholische Idealisten, bürgerliche Querköpfe zusammengefunden haben. Ernst genommen oder gar regierungsfähig wird er damit nicht. Nett sein allein genügt nicht.

Es wäre höchste Zeit, daß Alexander Van der Bellen den Zickzack-Kurs beendet, auch wenn dieser seine ganze Karriere geprägt hat. Und einmal klar sagt, wofür seine Partei heute steht. Und dies auch noch morgen tun will.

Das aber wäre mühsam und findet daher nicht statt.


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