Wie Bayern und Pasching Haiders Abo verlängern

Kurz weg, dann dick da: Jörg Haiders bewährtes System. Passiert nichts Gröberes, wird der nächste Landeshauptmann Kärntens wieder Jörg Haider heißen.

Import Export – so heißt nicht nur Österreichs Beitrag zu den Filmfestspielen in Cannes, dieses Geschäft beherrscht auch Jörg Haider ganz gut: Den FC Pasching hat er nach Kärnten geholt, die Kärntner Hypo Alpe Adria an die Bayerische Landesbank verkauft.

Der Landeshauptmann kann seinem Volk wieder Brot und Spiele bieten. „Kärnten wird reich“ mag übertrieben klingen, doch mit dem Hypo-Deal hat Haider dem Land finanziell Luft verschafft. Und dass ein Kärntner Verein im EM-Jahr 2008 wieder erstklassig ist, wird ihm verlässlich aufs Konto gebucht.

In Kärnten war Haider zwar nie wirklich weg, nun ist er aber wieder dick da. Ende April lag sein BZÖ in einer Umfrage der „Kleinen Zeitung“ mit 35 Prozent fast gleichauf mit der SPÖ (37 Prozent). Haider schöpft nahezu das freiheitliche Reservoir aus. Die FPÖ kommt auf magere 6 Prozent.

Zuletzt hatte Haider den Trubel der Öffentlichkeit, dem er sonst so zugetan ist, gemieden. Auf den 15 Society-Seiten der Juni-Nummer des Szene-Magazins „Kärntner Monat“ – kein einziger Jörg Haider. Üblicherweise ist er dort auf jedem dritten Bild auszumachen. Haider-Kenner wissen aber: Ist der Hypo-Verkauf perfekt, kehrt er mit Karacho auf die Party-Bühne zurück.

Ortstafel-Dialog beim Kanzler

Am Mittwoch empfängt ihn Kanzler Gusenbauer zum Ortstafel-Privatissimum. Ob sich Haiders Hoch bereits mildernd auswirkt? Sieht nicht so aus. Haider beharrt auf einer Minderheitenzählung – Schilder erst ab 15 Prozent Slowenen-Anteil –, da er den Tafel-Streit für sein stärkstes Kampagnen-Thema hält.

„Haider macht sich's leicht“, klagt Gerald Passegger, Geschäftsführer der Kärntner SPÖ, „er verkauft einfach alles, was nicht niet- und nagelfest ist.“ Auch für sein Fußball-Engagement gibt es nicht überall Applaus. Am Wochenende wurde im Stadion ein Transparent mit der Aufschrift „Vereine wie Ortstafeln verschoben – den Fußball um seine Werte betrogen“ entrollt. Denn der FC Kärnten – im Vorstand sitzt Claudia Haider, Präsident ist der frühere BZÖ-Politiker Mario Canori – steigt nur dank der Paschinger Lizenz auf.

Dass Haider den Schwung der Fußball-EM in die Landtagswahl mitnehmen und diese von 2009 auf 2008 vorverlegen will, gilt als offenes Geheimnis. Doch ohne SPÖ kein Beschluss. Und die wird Haider den Elfer kaum auflegen. An der orangen Kampagne wird in Klagenfurt allerdings schon gefeilt.

Eines lässt sich risikolos prophezeien: Passiert nichts Gröberes, wird der nächste Landeshauptmann wieder Jörg Haider heißen. Nicht zuletzt dank Paschinger Fußballer und bayerischer Banker. Die Hypo-Sache sei zwar schwer zu kommunizieren, räumt Haider-Adlatus Stefan Petzner ein, aber die Kärntner hätten ein „Ur-Vertrauen“ in den Landeshauptmann.

Die Kärntner wählen eben gerne jemanden, der so tut, als ob er etwas tut. Wie immer das Endergebnis auch aussehen mag. Und im Vergleich zur Landesliga-Konkurrenz von SPÖ und ÖVP hat Jörg Haider immer noch Bundesliga-Niveau. Hypo-Verkauf Seite 17

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2007)


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