Tweng vor Lech: Die reichsten Gemeinden

Ganz vorne in der Liste: Schwechat mit Großbetrieben wie der OMV.
Ganz vorne in der Liste: Schwechat mit Großbetrieben wie der OMV.(c) APA (Robert Jäger)
  • Drucken

Ranking. Tourismus und Industrie als Wohlstandsfaktor der Kommunen.

Wien. Tweng ist die reichste Gemeinde Österreichs. Die Salzburger Tourismusgemeinde mit 310 Einwohnern, die vor allem durch den Ortsteil Obertauern bekannt geworden ist, setzt sich laut einem Ranking der Kommunalkredit hauchdünn gegen weitere Tourismusgemeinden, wie Lech, Fuschl und Ischgl, durch. Weiters ganz vorne in der Liste: Die Shopping-City-Gemeinde Vösendorf und Schwechat mit Großbetrieben wie der OMV und dem Flughafen.

Das Ergebnis deckt sich auch mit den Erfahrungen von Kommunalkredit-Direktor Reinhard Platzer: „An der Spitze der wohlhabendsten Gemeinden finden sich traditionell jene aus Westösterreich, besonders wenn sie erheblich vom Tourismus profitieren, während am Ende der Liste strukturschwache Kommunen stehen, wie sie etwa im Burgenland häufiger zu finden sind“.

Bei der Erstellung des Rankings wurden die Gemeindeeinnahmen pro Einwohner als finanzieller Maßstab, genommen. Diese Zahlen sind allerdings insofern mit Vorsicht zu genießen, als größere Investitionen, wie etwa der Bau einer Kläranlage, für die die Gemeinde Bundesmittel lukriert, diese Kommune im Ranking schnell nach oben katapultiert.

Während Tourismus und Industrie zahlreichen Gemeinden zu zusätzlichen Einnahmen verhelfen, müssen strukturschwache Regionen mit den Anteilen auskommen, die ihnen der Finanzausgleich aufgrund der Einwohnerzahl beschert. Die geringsten Einnahmen pro Einwohner weist die oststeirische Gemeinde Oberrettenbach auf, gefolgt von der Gemeinde Tschanigraben (Burgenland) und Breitenfeld am Tannenriegel (Steiermark).

Aber egal, ob florierende Tourismusgemeinde oder strukturschwache Kleinstkommune, die Gemeinden sehen sich ständig steigenden Ausgaben in Bereichen wie Pflege und Gesundheit gegenüber. „Die Gemeinden leiden darunter, dass die fixen Kosten immer höher werden“, erklärt Helmut Mödlhammer, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes.

Kommunalkredit-Chef Platzer sieht auch in steigenden Zinsen ein Problem: „Vor allem jene Kommunen, die einen variabel verzinsten Kredit abzubezahlen haben, werden hier stark belastet.“ Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung der größeren Gemeinden weist übrigens Wiener Neustadt aus, gefolgt von Krems und St. Pölten. Trotzdem tragen die Gemeinden mit einem Überschuss von insgesamt 400 Millionen Euro dazu bei, das Budgetdefizit unter der Drei-Prozent-Grenze des Maastricht-Vertrages zu halten.

Kooperation und Reform

„Damit auch in Zukunft den Kommunen ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, wäre vor allem eine umfassende Verwaltungsreform wichtig“, so Platzer. Aber auch im Bereich der interkommunalen Zusammenarbeit, also der Kooperation zweier oder mehrerer Gemeinden, wie sie schon in einigen Bereichen üblich ist, sieht Platzer ein wichtiges Zukunftsmodell.

Bis dahin warten Österreichs Bürgermeister gespannt auf den Ausgang der aktuellen Finanzausgleichsverhandlungen. Denn obwohl die Kommunen durch zwei Steuern und diversen Gebühren eigene Einnahmequellen haben, bleiben die Mittel, welche sie vom Bund erhalten, ein zentraler Faktor. Sollten, wie vom Gemeindebund gefordert, Kommunen unter 10.000 Einwohnern verstärkt von diesen Zahlungen profitieren, wird man sich auch in Tschanigraben freuen. Denn mit 67 Einwohnern liegt man wohl sehr deutlich unter der 10.000er Grenze.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.