Straches Kontakte zur Wiking-Jugend

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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FPÖ-Chef: Gemeinsame Aktion, aber keine Mitgliedschaft. Kontakt zu Honsik nicht erwiesen.

Wien (aich). Es war Silvester 1989: Heinz-Christian Strache nahm an der Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland an einer „Aktion“ teil, bei der auch Mitglieder der „Wiking-Jugend“ dabei waren. Das sagte der FPÖ-Chef am Donnerstag. Er sei aber nie Mitglied gewesen und habe seit 1990 keinen Kontakt mit dieser Gruppe, so Strache. 1994 wurde die „Wiking-Jugend“ als neonazistische Organisation verboten.

Straches Äußerungen fielen nach seiner Verhandlung gegen die Zeitung „Österreich“ am Wiener Straflandesgericht. Der FPÖ-Chef hatte „Österreich“ wegen Behauptungen über Straches Kontakte zur rechtsextremen Szene – insbesondere zur „Nationalen Front“ von Gerd Honsik – verklagt. Strache selbst durfte am Donnerstag noch nicht in den Zeugenstand, dafür sagte der im Zuge der Foto-Affäre aus der FPÖ ausgetretene Ewald Stadler aus. Dieser berichtete, wie im FPÖ-Bundesparteivorstand über Straches Jugend diskutiert wurde. So habe Strache erklärt, bei der Aktion an der deutsch-deutsch Grenze sei es nur darum gegangen, „Brotkörbe über die Grenze zu werfen“. Für Stadler ist das eine „skurrile Erklärung“, zumal Ende 1989 die Mauer bereits gefallen war.

Stadler zeigte pikante Fotos

Strache bestritt diese Äußerungen nach der Verhandlung: Es habe sich nicht um Brotkörbe, sondern um „Care-Pakete“ gehandelt. Mit der Aktion habe man für die deutsche Wiedervereinigung demonstriert. Der FPÖ-Chef bestritt auch erneut, nach der Aktion festgenommen worden zu sein. Man habe ihn nur zur Identifizierung angehalten. Hauptthema im Prozess waren aber die von Stadler gehorteten sieben Fotos, die Strache bei wehrsportähnlichen Übungen zeigen. Stadler musste diese der Richterin ungepixelt vorlegen. Auf den Fotos identifizierte ein als Zeuge geladener Teilnehmer an den Übungen (Marcus U.) die Gesichter von bekannten Rechtsextremen. Nicht bestätigen konnte er aber, dass Strache Kontakte zu Honsik hatte. Der Prozess wird Ende September fortgesetzt, dann sagt auch Strache vor Gericht aus.

GERD HONSIK

Der Wiener Honsik (65) gründete die Wehrsportgruppe Nationale Front, die Übungen zur Beseitigung des Systems veranstaltete. Darüber hinaus publizierte Honsik mehrere Schriften, etwa „Freispruch für Hitler“. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2007)

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