Frankreich. Binnen zehn Jahren sind die Steuern auf Arbeit in Österreich auf Frankreich-Niveau gestiegen.
Wien/Paris. Frankreich? Das ist doch das Sozialistenparadies von François Hollande – wo 75 Prozent Steuern auf besonders hohe Einkommen gezahlt werden und arabische Ölscheichs sich darüber beschweren, dass sie sich ihre ohnehin überbezahlten Fußballstars nicht mehr leisten werden können. Und dieses Bild stimmt auch – aber eben nur zum Teil.
Während der Sozialist Hollande kein Hehl daraus macht, „den Reichen“ an die Börse zu wollen, weiß er auch, dass zu hohe Steuern auf Arbeit die Wirtschaft lähmen. Der britische „Economist“ hat Hollande sogar einmal bezichtigt, eine „neoliberale“ Strategie zu verfolgen wie einst der nur außen „rote“ britische Premier Tony Blair.
Tatsächlich liegt auch Frankreich nach den Zahlen der OECD praktisch gleichauf mit Österreich in der Steuerhitparade – nur Belgien hat noch höhere Steuersätze als die Grande Nation und die Alpenrepublik. Im Detail sieht das so aus: Gut verdienende Singles zahlen in Frankreich 54 Prozent Steuern und in Österreich 52 Prozent. Der OECD-Schnitt für mehr als 30 Industrieländer liegt hier bei lediglich 40 Prozent.
Österreich passt sich an
Familien mit zwei Kindern werden in beiden Ländern mit durchschnittlich 40 Prozent besteuert. Frankreich bestraft aber Familien mit nur einem Einkommen und verlangt in diesem Fall fast 42 Prozent.
Auch die Steuerentwicklung ist eher überraschend. Während das Niveau in Frankreich in den vergangenen zehn Jahren immer deutlich über dem in Österreich lag, hat sich Österreich durch immer stärkere Steigungen ans Niveau von Frankreich angepasst – heute liegt man quasi gleichauf. (jil)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2014)