Hymne: Fischer nennt Shitstorm "Armutszeugnis"

Heinz Fischer
Heinz FischerAPA/ROLAND SCHLAGER
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Für den Bundespräsidenten ist die Debatte um die Bundeshymne ein "Sommerthema". Die gehässigen Postings auf der Facebook-Seite von Frauenministerin Heinisch-Hosek seien "besorgniserregend".

Bundespräsident Heinz Fischer hat sich in der Debatte um die „Töchter" in der österreichischen Bundeshymne zu Wort gemeldet. Er habe „mit sehr großem Unbehagen und mit Sorge" die gehässigen Postings auf der Facebook-Seite von SP-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek registriert, sagte er am Freitag.

Auslöser der Causa war ein Auftritt des Schlagersängers Andreas Gabalier. Er hatte beim Formel-1-Grand-Prix in Spielberg die Hymne ohne „Töchter" gesungen. Daraufhin postete Heinisch-Hosek auf ihrer Facebook-Seite ein Foto mit dem neuen Hymnentext - ihr Zeigefinger deutet auf jenen Teil, in dem die "Töchter" vorkommen. Die Folge: ein Shitstorm gegen die Ministerin. Die Staatsanwaltschaft prüft.

"Form der Aggressionen besorgniserregend"

„Man darf das nicht als ein Mehrheitsphänomen betrachten. Aber selbst wenn es nur einige 1000 Menschen gibt, die in dieser Form Aggressionen abladen, ist das ein Armutszeugnis und besorgniserregend", kommentierte Fischer die negativen Reaktionen auf Heinisch-Hoseks Aktion. Weiters ortete er Diskussionsbedarf: „Mit Verboten werden wir da nicht viel erreichen."

Dass mehrere Jahre nach Änderung des Hymnentexts wieder eine breite Diskussion ausgebrochen ist, „hat keine rationale Grundlage", sagte er. „Ich nehme an, dass das nach dem Sommer vorbei ist." Für ihn selbst sei die Änderung „kein Thema von zentraler Relevanz" gewesen. Er habe sie stets als „schöne symbolische Geste" einer veränderten Gesellschaft, in der auch die Frauen sichtbar gemacht werden, gesehen. „An dieser meiner Einstellung hat sich auch durch die jüngste Entwicklung nichts geändert."

Anmerkung der Redaktion

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(APA/Red.)

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