Welpenhandel: Reinrassig, billig – aber illegal

WIENER TIERSCHUTZVEREIN: HUNDEWELPEN
WIENER TIERSCHUTZVEREIN: HUNDEWELPENAPA/ROBERT JAEGER
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200 Euro kosten junge Rassehunde aus Osteuropa. Die Aufzucht erfolgt meist tierschutzwidrig. Die Nachfrage ist dennoch groß: Heimische Welpen kosten nämlich ein Vielfaches.

Wien. 200 Euro kostet der reinrassige Welpe, der als „zuckersüßes Hundebaby“ in einer Kleinanzeige im Internet angeboten wird und dringend einen Platz sucht. Das Tier könnte, wie in der Anzeige zu lesen ist, „bald bei Ihnen sein“. Reinrassig, für nur 200 Euro.

Ein Inserat von vielen, das den Verdacht nahe legt, dass das angebotene Tier aus einer illegalen Welpenzucht aus Osteuropa stammt, unter tierschutzwidrigen Bedingungen in einer sogenannten Welpenfabrik geboren und der Mutter zu früh weggenommen wurde und– für einen Rassehund viel zu günstig – in Österreich verkauft werden soll.

Der Handel mit Welpen aus illegalen, osteuropäischen Züchtungen – vornehmlich Ungarn, Slowakei und Tschechien – ist kein neues Problem. Vergleichsweise neu ist aber, dass sich der Handel zu einem Großteil ins Internet verlagert hat, nur ein kleiner Teil läuft über Annoncen in Zeitungen.

Wie viele der hunderten Hunde-Kaufangebote auf Onlineplattformen von illegalen Hundezüchtern stammen, ist unklar. Die Stadt Wien schätzt, dass pro Tag in Wien 100 Hunde über das Internet verkauft werden, der österreichische Tierschutzverein nimmt an, dass die Zahl sogar noch höher ist. Wie viele davon aus illegalen Züchtungen stammen, weiß jedoch niemand. Der Tierschutzverein vermutet, dass es sich um einen einstelligen Prozentsatz handelt, aber sogar das „ist natürlich zu viel“, wie Sprecher Christian Hölzl sagt.

Checkliste für Verdachtsfälle

Um den Handel einzuschränken, hat der Österreichische Tierschutzverein gemeinsam mit Österreichs größtem Online-Anzeigenportal willhaben.at eine Bewusstseinskampagne gestartet, um „am Ende der Kette Aufklärungsarbeit zu leisten und potenzielle Käufer auf das Tierleid und den illegalen Handel hinzuweisen“. Konkret läuft die Kampagne, die eben gestartet ist, so: Klickt man auf willhaben.at auf ein Inserat eines Hundewelpen, erscheint ein Warnhinweis sowie eine Checkliste, mit der man illegal gezüchtete Hunde im günstigsten Fall erkennen kann.

So soll man sich etwa nicht auf eine „Zustellung“ des Tieres oder einen Treffpunkt für die Übergabe einlassen, sondern darauf bestehen, den Welpen selbst abzuholen und sich ein Bild von den Haltebedingungen, dem Muttertier und dem Züchter machen. Zudem soll man keine Welpen kaufen, die jünger als acht Wochen alt sind. In den illegalen Welpenfabriken werden die Jungtiere meist zu früh von ihrer Mutter getrennt. Seriöse Züchter verkaufen die Hunde frühestens nach der achten Woche.

Außerdem sollte man sich nicht zu Mitleidskäufen verleiten lassen. Mit Sätzen wie „Sonst muss er eingeschläfert werden“ werden viele Tierliebhaber dazu verleitet, oft wider besseres Wissen ein illegal und nicht artgerechtes gezüchtetes Tier zu „retten“ – und zeitgleich einen Beitrag dazu zu leisten, dass die illegale Maschinerie im Hintergrund weiterläuft.

Ein günstiger Kaufpreis ist ein weiterer Hinweis auf eine nicht legale Herkunft. „Wenn ein reinrassiger Welpe nur 100 oder 200 Euro kostet, stimmt etwas nicht“, sagt Hölzl, ein seriöser Züchter verlangt je nach Rasse 800 Euro und mehr.

Und: Die Welpen aus illegalen Züchtungen sind fast immer krank und werden für den Übergabetag fitgespritzt. Die Folge sind hohe Tierarztkosten, die den Kaufpreis eines legal gezüchteten Hundes oft übersteigen. Sieben von zehn Tieren aus illegalen Züchtungen überleben zudem das erste Jahr nicht.

Kritik an Onlineverbot

Von einem Totalverbot des Handels mit Hundewelpen im Internet, wie es die für den Tierschutz zuständige Wiener Stadträtin Ulli Sima vor Kurzem gefordert hat, hält Hölzl wenig. Damit nehme man Menschen, die sich von ihrem Haustier trennen müssen oder wollen, die Möglichkeit, dieses auf direktem Weg zu vermitteln. Andernfalls würden diese Tiere in den ohnehin chronisch überfüllten Tierheimen landen, kritisiert Hölzl. Zudem würde man mit einem Verbot den illegalen Welpenhandel nicht stoppen, „sondern nur verlagern“, sagt Hölzl.

Streng genommen dürfen auch Privatpersonen ihre Haustiere laut Tierschutzgesetz nicht im Internet verkaufen. Laut Paragraf 8a ist das „öffentliche Feilbieten“ von Tieren nur gewerblichen Haltern (Tierheimen, Tierschutzorganisationen) und gemeldeten Züchtern gestattet. De facto nutzen aber viele Privatpersonen diese Möglichkeit, ihr Tier auf einfachem Wege weiterzuvermitteln.

Der Österreichische Tierschutzverein zeigt pro Monat 20 bis 30 Verdachtsmomente bei den jeweils zuständigen Bezirkshauptmannschaften an. Wirklich verurteilt und bestraft wird aber nur ein kleiner Teil davon: Die Händler, die häufig über Mittelsmänner in Österreich agieren, sind kaum zu fassen und wechseln oft ihre Handynummern. Stößt man auf der Suche nach einem Hund auf möglicherweise illegale Angebote, kann man diese beim Tierschutzverein (www.tierschutzverein.at oder +43/[0]1/897 33 46) oder bei der Tierschutz-Helpline der Stadt Wien (+43/[0]1/400 080 60) melden.

AUF EINEN BLICK

Der Handel mit Rassewelpen ist in den vergangenen Jahren in Österreich zum Problem geworden. Händler aus den östlichen Nachbarländern bieten die Tiere zu auffällig niedrigen Preisen in Zeitungsannoncen oder – immer häufiger – im Internet zum Kauf an. Das stört nicht nur österreichische Züchter, deren Welpen ein Vielfaches kosten. Der Grund für das billige Angebot ist häufig, dass die Tiere unter tierschutzwidrigen Verhältnissen gezüchtet werden. Sie sind oft krank, brauchen dann teure Behandlungen und sterben in vielen Fällen auch frühzeitig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2014)

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