Traiskirchen: Flüchtling stirbt an Meningitis

Traiskirchen
TraiskirchenAPA/HANS KLAUS TECHT
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Der Somalier war im Juni in das Erstaufnahmezentrum gekommen. Die übrigen Asylwerber sowie deren Betreuer erhalten nun Tabletten und dürfen das Lager vorerst nicht verlassen.

In Österreichs größtem Asyl-Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ist ein Flüchtling an Meningitis gestorben. Das berichtete die „Zeit im Bild" am Donnerstag. Der Somalier war demnach im Juni nach Österreich gekommen. Seither habe er sich in Traiskirchen befunden. Vor zwei Tagen wurde der 24-Jährige dann ins Landesklinikum Baden überführt. Von dort wurde er in ein Krankenhaus nach Wien überstellt, wo er nun der ansteckenden Gehirnhautentzündung erlag.

Dem Vernehmen nach dürfte der Mann nicht nur an bakterieller Meningitis gelitten haben, sondern auch HIV-positiv gewesen sein.

Laut dem ORF-Bericht werden in den nächsten 48 Stunden alle, rund 1300 Flüchtlinge, die sich momentan in Traiskirchen befinden, vorsorglich mit Tabletten behandelt - auch die 200 Mitarbeiter erhalten Medikamente. Bis die Ausgabe der Tabletten abgeschlossen ist, gilt eine Ausgangssperre, damit die Bevölkerung in der näheren Umgebung nicht angesteckt wird. Sobald die Betroffenen die Medikamente eingenommen haben, bestehe aus medizinischer Sicht keine Ansteckungsgefahr mehr, heißt es aus dem Gesundheitsressort.

Ob es sich um einen Einzelfall handelt, ist derzeit unklar. Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) erklärte zu Mittag, er sei "nur über Medien von dem Fall informiert". Es sei "tragisch, dass so etwas passiert". Er frage sich, wer hierfür die Verantwortung trage.

Im Zuge der Pressekonferenz übte Babler erneut Kritik an der Flüchtlingspolitik des Bundes und plädierte dafür, die "Massenlager" für Asylanten abzuschaffen. "Ich habe in jedem Gespräch mit dem Innenministerium gesagt, dass ich die Verantwortung ablehne", kritisierte er das "Betreuungsversagen" in Traiskirchen: "Mit so einem Wahnsinn möchte ich nichts zu tun haben."

Inspektion der Hillerkaserne

Unterdessen arbeiten Beamte des Innen- und Verteidigungsministeriums weiter daran, das überfüllte Lager in Traiskirchen - derzeit sind dort knapp 1400 Flüchtlinge untergebracht, obwohl es eigentlich nur für 480 Menschen ausgelegt ist - zu entlasten. Dafür wird am Nachmittag die Hillerkaserne in Linz-Ebelsberg inspiziert. Hier sollen Flüchtlinge vorübergehend untergebracht werden, nachdem Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) am Mittwoch einen Aufnahmestopp in Traiskirchen verordnet hat.

>> Umfrage: Ist der Aufnahmestopp gerechtfertigt?

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) will zudem private Unterkünfte sowie Liegenschaften des Bundes für die Asylsuchenden organisieren.

(Red./APA)

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