Sabine Oberhauser: Leutselige Kinderärztin und ÖGB-Vizechefin

NATIONALRAT: OBERHAUSER
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Mit Sabine Oberhauser käme eine Frau in das Gesundheitsministerium, die das Gesundheitswesen von innen kennt.

Ein offener Mensch, leutselig, umgänglich und „nicht so ein Sturkopf wie der jetzige Minister, Alois Stöger“ – so beschreibt ein langjähriger Bekannter Sabine Oberhauser. Dass die 50-jährige Wienerin nun als neue Gesundheitsministerin im Gespräch ist, überrascht ihn nicht: „Sie kennt sich wunderbar aus, ist seit vielen Jahren in dem Thema drin“, erzählt er. „Wenn ich ehrlich bin, traue ich es ihr mehr zu als Alois Stöger.“ Sie sei eine Kennerin des Gesundheitswesens. Schließlich habe sie lang genug in dem Bereich gearbeitet.

Folgt (wie die „Krone“ vermeldete, aber in der SPÖ niemand bestätigen wollte) Oberhauser tatsächlich Stöger ins Gesundheitsministerium nach, wäre eine Frau im Amt, die das System von innen kennt: Im Jahr 1987 schloss sie das Medizinstudium in Wien ab, machte auch eine Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin. Außerdem arbeitete sie als Spitalsärztin auf der Frühgeborenenstation in der Rudolfstiftung. Damals machte sie schon die Erfahrung, was Nachtdienste und lange Arbeitstage bedeuten.

Letztlich entschied sich Oberhauser aber trotzdem für einen etwas anderen Karriereweg: Sie wurde die erste Ärztin, die sich hauptberuflich als Personalvertreterin engagierte. „Um das zu tun, muss man wirklich begeistert von der Gewerkschaft sein“, erzählt ihr Bekannter weiter. „Wenn man einmal den Arztberuf aufgibt, ist es sehr schwer, dort wieder reinzukommen.“ Das muss aber Oberhauser anscheinend ohnehin nicht mehr: Im Jahr 2006 schaffte sie den Einzug in den Nationalrat und wurde zur Gesundheitssprecherin ernannt. In ihrer zweiten Legislaturperiode im Parlament übernahm Erwin Spindelberger diese Funktion, Oberhauser ist seither Sozialsprecherin.

Entscheidend für die mögliche Übernahme eines Ministeramtes ist aber vor allem auch: Sie hat eine Spitzenfunktion im Gewerkschaftsbund (ÖGB) inne, der bei der Steuerreform Druck macht und dessen Gunst Bundeskanzler Werner Faymann beim SPÖ-Parteitag im November braucht. Seit Mitte 2009 ist sie Vizepräsidentin und damit die Stellvertreterin von Präsident Erich Foglar. Erst seit April 2013 ist sie außerdem ÖGB-Frauenvorsitzende.


Kampf gegen den Rauch. Oberhauser gilt als „goschert“, auch wenn sie nicht öffentlich auf den Tisch haut. Sie ist kompromissbereit. Stögers Forderung, Lokale endgültig rauchfrei zu machen, würde sie als neue Ministerin aber wohl ebenso durchsetzen wollen, schon als jetzige Abgeordnete im Parlament setzte sie sich dafür ein.

Zur Gewerkschaft wurde sie vom jetzigen Sozialminister, Rudolf Hundstorfer, geholt. Der Partei trat sie mit 18 Jahren bei: „Aus Überzeugung, aber ohne Engagement“, wie sie es selbst formulierte. Als sie sich dann doch verstärkt politisch engagierte, sei ihre Mutter ganz und gar nicht begeistert gewesen. Das Angebot an Nachfolgerinnen für Oberhauser bei den ÖGB-Frauen ist nicht allzu groß: Eine logische Favoritin als Ersatz gibt es nicht. Zuletzt waren die Posten der Vizepräsidentin und der ÖGB-Frauenchefin zusammengelegt worden. Das Statut schreibt zwar nicht explizit vor, dass ein Regierungsamt mit dem Posten der ÖGB-Vizepräsidentin unvereinbar ist. Tatsächlich gilt es aber als wahrscheinlich, dass Oberhauser dann diese Funktion abgeben müsste. Wilke

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2014)

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