Faymanns Vertraute erhält das zweithöchste Amt im Staat
30.12.2016 um 18:38
Doris Bures hat den nächsten Karriereschritt gemacht: Die langjährige Organisatorin der SPÖ ist der verstorbenen Barbara Prammer als Nationalratspräsidentin in das protokollarisch zweithöchste Amt im Staat nachgefolgt. Ein nicht unlogischer Schritt, galt die Vertraute von SPÖ-Chef Werner Faymann doch schon länger als Kandidatin für höhere Ämter.
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Während die Mutter einer erwachsenen Tochter in ihrer ersten Periode als Bundesgeschäftsführerin der SPÖ Anfang der Nuller-Jahrer eher noch als Schwachstelle galt, wurde sie schon in den vergangenen Jahren für die höchsten Ämter im Staat gehandelt. Das zu schwarz-blauen Zeiten als Schleudersitz bekannte Infrastruktur-Ressort hatte sie stets fest im Griff. Berichtet wurden von Ambitionen als Wiener Bürgermeisterin, selbst als Hofburg-Kandidatin soll sie im Gespräch gewesen sein. Dass sie nun in das Amt der Nationalratspräsidentin schlüpft, kommt daher nicht gänzlich überraschend.
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Bures hat sich ihre Stellung innerhalb der SPÖ hart erarbeitet. Bedingungslose Parteitreue und Loyalität gegenüber ihren jeweiligen Vorsitzenden gehören ebenso zu den Markenzeichen der begeisterten Wanderin wie ihr Fleiß aber auch ihr Humor. Ausschließlich Freunde in der Partei dürfte Bures aber auch nicht haben. Sie kann durchaus hart sein und pflegt intern nicht immer den freundlichsten Ton. Andererseits gilt sie als durchsetzungsstark.
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Die ehemalige Ministerin steht für eine Art sozialdemokratische Traumkarriere. Als sie sechs Jahre alt war, verließ der Vater die Familie, Bures wuchs mit der alleinerziehenden Mutter und fünf Geschwistern in Wien-Liesing auf. Früh musste sie selbst für ein Einkommen sorgen, sie begann als Zahnarzt-Gehilfin.
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Über die Anti-Atom-Bewegung fand Bures zur SPÖ, genauer gesagt zur Sozialistischen Jugend, wo sie Werner Faymann kennenlernte, der schon in seinen kommunalpolitischen Zeiten über sie ins Schwärmen geriet. "Sie war schon damals ein sehr herzlicher und pragmatischer Mensch", meinte der damalige Wohnbaustadtrat 2005 im "profil". Zunächst war es aber Alfred Gusenbauer, der zu Bures' Mentor wurde. Insidern war sie als Vorsitzende der Wiener Mietervereinigung und junge Nationalratsabgeordnete zwar bekannt, jedoch war Bures doch für viele ein Neuling, als Gusenbauer sie nach seiner Kür zum Parteichef im Jahr 2000 zur Bundesgeschäftsführerin machte - an der Seite der sanften Andrea Kuntzl, mit der die ruppigere Bures deutlich schlechter auskam als später mit Norbert Darabos.
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Als es Gusenbauer zur Kanzlerschaft brachte, war klar, dass Bures nun auch Regierungsluft schnuppern werde dürfen. Es wurde das Frauen- und Beamtenministerium, das Bures gekonnt lenkte, ehe sie nach Gusenbauers Demontage zurück in die Parteizentrale musste, um bei der Wahl 2008 als Managerin zu retten, was zu retten war. Immerhin wurde es trotz Verlusten wieder Platz eins und für Bures ging es zurück in die Regierung und da gleich ins Minenfeld des Infrastrukturressorts.
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Zwar gelangen ihr dort keine publikumswirksamen Coups, ihre ersten fünf Jahre überstand sie aber ohne gröbere Kratzer zwischen Tunneln, Eisenbahner-Pensionen und der Rettungsgasse. Immerhin brachte sie ein paar Tunnel-Projekte auf den Weg, führte die Fahrradhelmpflicht für Kinder ein und verordnete einen Frühpensionsstopp bei den ÖBB. Dass es bei der Bahn einigermaßen reibungslos verlief, verdankt Bures auch dem Schachzug, Christian Kern zum ÖBB-Chef zu machen. Seit er im Amt ist, ist die ÖBB-Baustelle im Wesentlichen befriedet.
(c) APA (GUENTER R. ARTINGER)
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