Heer: Weniger Piloten, weniger Flüge

Eurofighter Typhoon auf der ILA Berlin Air Show am 21 Mai 2014 ILA Berlin Air Show 2014
Eurofighter Typhoon auf der ILA Berlin Air Show am 21 Mai 2014 ILA Berlin Air Show 2014imago/Martin Müller
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Die aktive Luftraumüberwachung soll ab September reduziert werden: Die Eurofighter stehen dann weniger, dafür aber flexibler zur Verfügung.

Bis Herbst soll der Generalstab eine Neuausrichtung des Bundesheeres ausarbeiten. Nur so kann die Truppe mit dem Budget von knapp zwei Milliarden Euro über die Runden kommen. Eine Sparmaßnahme ist allerdings schon fix: Die aktive Luftraumüberwachung soll neu organisiert werden. Das gab Karl Schmidseder, Leiter der Sektion „Einsatz" im Verteidigungsressort, am Dienstag bekannt. Eurofighter sollen demnach etwas weniger, dafür aber zeitlich flexibler fliegen. Ab ersten September könnte die Neustrukturierung bereits umgesetzt werden.

1. Wie sieht die neue Luftraumüberwachung im Detail aus?

Die passive Luftraumüberwachung (mittels Radaranlagen) bleibt unangetastet und ist 24 Stunden am Tag gewährleistet. Die aktive Luftraumüberwachung (mittels Eurofighter bzw. Saab 105, die einsatzbereit zur Verfügung stehen) wird reduziert: Im Durchschnitt sollen die Jets rund eine Stunde weniger pro Tag zur Verfügung stehen. Das ist aber nur ein ungefährer Richtwert, denn die Dienste sollen auch flexibler werden: Statt einer fixen Zeit, in der die Piloten täglich im Einsatz sind, sollen sie an bestimmten Tagen länger oder kürzer zur Verfügung stehen.

2. Warum hat man sich für eine solche Maßnahme entschieden?

Der Grund ist klar: das Heer muss sparen. Das ist die Maßnahme, die noch am wenigsten weh tut: Wie oft ein Einsatz nötig ist, ist vom Wochentag, der Saison oder der Uhrzeit abhängig. Daher habe man sich entschieden, diese Schwankungen bei den Dienstzeiten zu berücksichtigen, heißt es aus dem Heer.

3. Was bedeutet dies für die Sicherheit der Bevölkerung?

Laut Schmidseder hat die Änderung „de facto keine Auswirkungen auf die Sicherheit". Allerdings ist aus dem Heer zu hören, dass es sehr wohl zu Lücken bei der Überwachung kommen kann: Etwa, wenn es mehrere Großveranstaltungen in oder rund um Österreich gibt.

4. Wie viel wird durch diese Maßnahme eingespart?

Das Sparpotenzial liegt bei rund fünf Mio. Euro. Auch die Flugstunden werden reduziert: Statt 1200 Stunden im Jahr sollen die Flieger 1070 Stunden in der Luft sein. Eine Stunde kostet 60.000 Euro. Weniger Flugstunden bedeuten auch weniger Personal: Die Anzahl der Piloten wurde von 14 auf elf (plus einer in Ausbildung) reduziert.

5. Werden in Zukunft einige der 15 Eurofighter stillgelegt?

Dass einer der insgesamt 15 Jets still steht, weil es weniger Piloten gibt, ist nicht geplant. Von den in die Jahre gekommene Saab 105 sind derzeit hingegen 22 in Betrieb. In einer Minimalvariante werden zwölf davon modernisiert, um sie bis 2020 im Dienst halten zu können. Der Rest fällt sukzessive aus. Die Nachfolge der Flieger ist offen.

6. Stimmt es, dass Österreich die Überwachung abgeben könnte?

Nein. Dass ein anderer Staat die Überwachung übernimmt, ist kein Thema. Das wäre auch nicht zulässig. Was allerdings noch diskutiert wird, ist die „Nacheile": Wird ein nicht identifizierter Flieger in einem Land von den dortigen Abfangjägern eskortiert, können sie diesen auch über die eigenen Staatsgrenzen hinweg begleiten. Ein solches System hat etwa die Schweiz.

7. Wie war die Luftraumüberwachung bisher organisiert?

Der Luftraum wird derzeit noch aktiv von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (der „bürgerlichen Abenddämmerung", wie man es im Militärjargon nennt) überwacht. Zwei Piloten sitzen in ihren Jets und können jederzeit los starten, wenn ein Fluggerät nicht identifiziert bzw. kein Kontakt per Funk aufgenommen werden kann. In der Nacht gibt es allerdings nur die passive Überwachung, sprich: via Radaranlage.

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