Mit Hans Jörg Schelling zieht ein politischer Experte als Chef ins Finanzministerium ein. Als Betriebswirt und Unternehmensberater bringt der 60-jährige gebürtige Vorarlberger fachliche Qualifikationen mit, und als Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger sind für ihn auch politische Verhandlungen ein tägliches Brot.
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Bereits nach der letzten Nationalratswahl vor knapp einem Jahr war Schelling als Finanzminister im Gespräch, jetzt dürfte er den Sprung geschafft haben. Damals hatte die ÖVP bereits auf sein Verhandlungsgeschick gesetzt und ihn in den Koalitionsverhandlungen für die Partei die Bereiche Finanzen und Pensionen verhandeln lassen.
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Sein Fachwissen im Bankwesen als Aufsichtsrats-Vorsitzender der Problembank ÖVAG (Volksbanken AG) würde in seiner neuen Funktion als Finanzminister künftig wohl auch gefragt sein. Schelling hat sich zum Ziel gesetzt, die ÖVAG zu sanieren und schreckt dabei auch vor gewisser Härte nicht zurück. Er kündigte eine lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit an und bei Verfehlungen die entsprechenden Personen zur Verantwortung zu ziehen. Im Nationalrat saß Schelling vom Februar 2007 bis Oktober 2008 für die ÖVP.
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Als Vizepräsident der Wirtschaftskammer kommt der mögliche neue Finanzminister ebenso wie sein neuer Parteichef Rudolf Mitterlehner aus dem Wirtschaftsbund. Zu schätzen gelernt hat sein Verhandlungsgeschick bei den Verhandlungen über die Gesundheitsreform auch Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer. Gemeinsam haben sie sie für die Sozialversicherung bzw. die Länder zusammen mit dem Gesundheitsminister - und künftigen Verkehrsminister - Allois Stöger (SPÖ) ausverhandelt.
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Verscherzt hat er sich dagegen mit dem mächtigen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, weil er Vorschläge für Einsparungen im niederösterreichischen Gesundheitswesen machte. In Sachen Gesundheit und Finanzen kann sich Schelling als Hauptverbandschef jedenfalls zu Gute schreiben, maßgeblich für die Sanierung der Krankenkassen mitverantwortlich zu sein.
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In seinem früheren Leben als Möbelmanager hat sich der zweifache Familienvater, der Kochen, Golfen und Segeln als Freizeitbeschäftigungen liebt, einen Zweitwohnsitz am Attersee und ein Weingut gepachtet hat, eine finanzielle Unabhängigkeit geschaffen. Er kann es sich daher leisten, von einer finanziellen Aufwandsentschädigung als Vorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger von rund 3000 Euro zwölfmal im Jahr sowie einer Aufsichtsratsentschädigung bei der ÖVAG zu leben. Geld verdient er aber auch noch als selbstständiger Unternehmensberater in Sankt Pölten.
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Seine berufliche Laufbahn begann Schelling 1981 bei der Leiner/Kika-Gruppe, 1988 wurde er dort Geschäftsführer. 1992 wurde er Geschäftsführer beim damals noch unbedeutenden Möbel Lutz, 2003 machte er die XXXLutz-Gruppe mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro zum größten Möbelhaus Österreichs. 2009 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von zwei Milliarden Euro und wurde hinter Ikea zum zweitgrößten Möbelhaus der Welt. Schelling stieg aus und verkaufte seine Anteile.
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Schellings Lebensmittelpunkt ist Sankt Pölten, wo er 2001 auch seine politische Laufbahn in der Kommunalpolitik für die ÖVP begann. Große gesellschaftliche Auftritte sind nicht seine Sache. Er kocht stattdessen leidenschaftlich für Freunde auf und serviert seinen eigenen Wein, den er auf dem von ihm gepachteten Weingut von Stift Herzogenburg produziert. Er liefert den Wein auch selbst aus und macht selbst Kellertouren. Als sein Ziel hat er genannt, "für meinen Wein Prämierungen zu bekommen und im Alter ein richtig knorriger Weinbauer zu werden."
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Politischer Experte und geschickter Verhandler
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