ÖVP-Arbeitnehmer wollen Steuerstufen abschaffen

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Der ÖAAB schlägt die Einführung eines "Gleittarifs" vor, um die kalte Progression zu entschärfen.

Der ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB hat am Dienstag seine Ideen für eine Steuerreform präsentiert. Kernelement sind Abschaffung der Steuerstufen und die Einführung eines "Gleittarifs". Das Paket ist 5,5 Milliarden Euro schwer, wie die stellvertretende ÖAAB-Obfrau Gabriele Tamandl erklärte. Finanziert werden soll es über Reformen, zusätzliche Steuern lehnt der VP-Arbeitnehmerbund ab.

Ziel des Modells ist, den "Mittelstands-Buckel", also die steuerliche Belastung des Mittelstandes zu entschärfen. Außerdem soll der "kalten Progression", also dem Rutschen in höhere Steuerstufen, entgegengewirkt werden.

Die Steuerpflicht soll ab einer Höhe von 12.000 Euro Jahres-Brutto greifen. Im Gegensatz zum bestehenden Modell gibt es aber keine Steuerstufen, sondern eine "linear" ansteigende Steuer und einen "Durchschnittssteuersatz". Der Höchststeuersatz soll künftig bei 43,5 Prozent liegen (stellt ebenfalls den Durchschnittssatz über das gesamte Einkommen dar), schlagend werden soll dieser ab etwa 75.000 Euro Jahresbrutto.

Genaue Berechnungsmethode noch unbekannt

Die genaue Berechnungsmethode wollten die beiden ÖAAB-Spitzenfunktionäre am Dienstag noch nicht verraten. Man verwies darauf, dass das Modell zunächst an Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) übermittelt werden soll.

Ein weiteres Kernelement des ÖAAB-Modells ist die Familienentlastung. Diese sieht das - bereits bekannte - Modell eines Steuerfreibetrages von 7000 Euro pro Kind und Jahr vor, gedeckelt ist dies mit einer maximalen Steuerersparnis von 4.274 Euro. Außerdem soll die Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten ausgeweitet werden (2.300 Euro pro Kind): Laut ÖAAB soll dies künftig bis zum Ende der Schulpflicht möglich sein (derzeit bis zum 10. Lebensjahr) und auch Kosten für Musikschule, Sprachferien, Ferienlager umfassen.

Rechenbeispiele zur Entlastung

Als Beispiel für die Entlastung brachte Tamandl Berechnungen, wonach das Modell bei einem Einkommen von 1500 Euro Monatsbrutto eine jährliche Steuerentlastung von 524 Euro bringen würde. Bei 2000 Euro Brutto (und zwei Kindern) würde die Reform rund 1500 Euro ins die Börse spülen. Ein Bruttolohn von 2500 Euro (3 Kinder) würde mit jährlich rund 2590 Euro entlastet, ohne Kinder würde die Entlastung bei 1700 Euro liegen. Auch für höher Einkommen brächten die Vorschläge spürbare Entlastungen: Bei 4000 Euro brutto und zwei Kindern würde der Vorschlag rund 3770 Euro bringen.

Ein drittes Element der ÖAAB-Ideen ist die steuerliche Begünstigung der Mitarbeiterbeteiligung: Diese sollen von Sozialversicherungsabgaben befreit werden und pauschal mit 25 Prozent endbesteuert werden. Für die Unternehmer sollen dabei keine Lohnnebenkosten anfallen.

Auch ÖGB und AK legen am Dienstag ein Steuerkonzept vor. Es sieht unter anderem die Senkung des Eingangssteuersatzes auf 25 Prozent vor.

(APA)

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