Wurst & Gabalier: Gleiche Zeit, anderer Ort

(c) Stanislav Jenis
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Conchita Wurst bekam von Bürgermeister Häupl den Goldenen Rathausmann, zeitgleich hielt Andreas Gabalier die Laudatio auf Peter Kraus, der das Ehrenkreuz bekam.

Wien. Mittwoch 15 Uhr bedeutete so etwas wie High Noon. Denn mit Conchita Wurst auf der einen und Andreas Gabalier auf der anderen Seite hatten zwei Antipoden der österreichischen Musikszene jeweils einen größeren Auftritt. Während die Songcontest-Siegerin im Wiener Rathaus von Bürgermeister Michael Häupl mit dem Goldenen Rathausmann geehrt wurde, hielt Volksrocker Gabalier eine Laudatio. Allerdings einige hundert Meter entfernt, nämlich im Bundeskanzleramt, und mitnichten für die bärtige Lady sondern für den deutschen Rock'n'Roller Peter Kraus. Dem wurde nämlich von Kunstminister Josef Ostermayer just zur selben Zeit das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst überreicht.

Die Konkurrenzveranstaltung war im Rathaus aber kein Thema. Häupl lobte vor allem, was hinter der Figur Conchita Wurst steckt: „Ich bin ja wirklich nicht der Spezialist, um Musik zu beurteilen, aber was ich sehr wohl beurteilen kann und auch bewundere, ist die Botschaft von Toleranz, Miteinander und Respekt.“ Und Wurst wiederum versicherte, dass sie für die Hauptstadt ebenso positive Gefühle hegt. „Wien hat mich vom allerersten Tag an mit einem offenen Herzen empfangen. Es pulsiert von Menschen, die Kreativität leben.“

Im Bundeskanzleramt gab es zumindest einen kleinen Schlenker zu Wurst: „Ich sage gleich dazu: Es ist kein Wettstreit“, stellte Kulturminister Josef Ostermayer klar. Gabalier selbst würdigte dann den 75-jährigen Kraus als Ikone und „Idol einer sehr, sehr kreischenden Jugend“. Und Kraus schloss den Bogen zu Gabalier – und seine Interpretation der Bundeshymne: Er freue sich, „dass mich die Republik jetzt auch zu den großen Söhnen zählt“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2014)

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