Adieu, Kabelfernsehen!

(c) APA/EPA/ETIENNE LAURENT
  • Drucken

Der Start von Netflix rückt den kleinen TV-Stick Chromecast ins Rampenlicht. Er ist die unkomplizierteste Brücke zwischen TV und Internet.

Nun ist es wirklich so weit. Ich werde mich endgültig von meinem Kabel-TV-Anschluss verabschieden. Von zahllosen Sendern, die alle um 20.15 Uhr um meine Aufmerksamkeit buhlen. Und von der bequemen Möglichkeit des absolut passiven TV-Konsums. Warum ausgerechnet jetzt? Weil in den vergangenen Tagen und Monaten einige Dienste nach Österreich gefunden haben, die den Abschied vom klassischen Fernsehen nicht zu einer Bastelarbeit für IT-Kenner, Hacker oder Raubkopierer werden lässt. Für viel Aufmerksamkeit hat vergangene Woche der Österreich-Start des US-Video-Portals Netflix gesorgt. Dort gibt es diverse Serien und Filme werbefrei gegen eine monatliche Pauschale. Es ist nicht der einzige Dienst dieser Art – Snap (Sky), Maxdome (Pro7Sat1), Flimmit und Co. unterscheiden sich durch Umfang und Art des Angebots und die Abos sind monatlich kündbar. Fast alle TV-Sender bieten zudem ihre Eigenproduktionen (und Nachrichtensendungen) in Mediatheken im Internet oder in Form von Apps kostenlos an.


Kabellos auf den TV-Bildschirm. Lange war es aber eine Frage des Komforts, ob man auf diese Angebote zurückgreift. Denn: Wie kommt mein Wunschprogramm auf den Fernseher? Einfach wäre zum Beispiel Smart TV, das auf neueren TV-Modellen angeboten wird. Oft sind die dort gebotenen Apps für YouTube, Netflix und Co. nicht angenehm zu bedienen. Hat der Fernseher eine Internetanbindung, lassen sich mit wenigen technischen Grundkenntnissen vielleicht Filme und Serien von einer Festplatte oder vom PC kabellos abspielen. Komplizierter wird es bei Mediatheken, die nur im Browser oder in einer App laufen. Der Start von Netflix und Co. hat ein kleines Zubehörteil von Google ins Rampenlicht gerückt, das viele dieser Probleme löst und gänzlich ohne Technikgenie und Ärgernisse zu bedienen ist. Der Chromecast ist ein sehr günstiges Gerät in der Form eines größeren USB-Sticks. Er wird einfach in einen HDMI-Anschluss des Fernsehers gesteckt und an den Strom angeschlossen. Auf Smartphone oder Tablet wird die Chromecast-App installiert. Fertig.

YouTube, Netflix und Snap können nun von Geräten, die sich im heimischen WLAN befinden, ohne Kabel auf den Fernseher übertragen werden. Die Apps von Arte und Servus-TV unterstützen Chromecast und weitere werden folgen. Filme, die man auf seiner Festplatte gespeichert hat, lassen sich am bequemsten mit dem Real Player Cloud ohne Kabel am TV abspielen – der Player muss dazu am PC und am Smartphone/Tablet installiert sein. Alle Inhalte, die sich im Browser aufrufen lassen, können mit Google Chrome und einer Browsererweiterung übertragen werden. Und einige Smartphones und Tablets (z. B. das Nexus 7) können einfach ihren Bildschirminhalt auf den Fernseher spiegeln.

Wer auf der Suche nach einem sehr aktuellen Film ist, wird vielleicht bei Google Play fündig – dort sind seit Donnerstag auch in Österreich zehntausende Filme erhältlich, die ohne Abo auch einfach stückweise gemietet oder gekauft werden können. Wie zu erwarten, lassen sich Filme aus einem Google-Angebot problemlos mit dem Chromecast übertragen. Wer voll und ganz in der Apple-Welt daheim ist und vielleicht auf iTunes bereits eine stolze Filmesammlung angelegt hat, sollte mit dem Gedanken spielen, auf die teurere Lösung, Apple TV, zurückzugreifen. So flexibel wie der Chromecast ist Letzteres aber nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Internet

Netflix-Aktie muss herben Rückschlag hinnehmen

Die Aktie stürzt um etwa 27 Prozent ab. Die Nutzerzahl war im dritten Quartal langsamer als erwartet gewachsen.
Medien

Netflix ab sofort auch in Österreich verfügbar

Der Streaming-Anbieter hat seinen Service nun auch hierzulande freigeschaltet. Für einen monatlichen Preis von 7,99 Euro kann man unbegrenzt Filme auf Englisch und Deutsch konsumieren.
Online-Videothek Netflix startet in Deutschland
Medien

Netflix: Seriensammlung mit Lücken

Österreichische Filme bietet der US-Streamingdienst zum Start nicht. Dennoch will Chef Reed Hastings jeden dritten Haushalt erreichen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.