Kurz will Islam-Kindergärten zählen

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Niemand weiß, wie viele islamische Kindergärten es in Österreich gibt. Der Integrationsminister will das ändern.

Wien. Um islamistischer Radikalisierung vorzubeugen, will Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) früh ansetzen – und unter anderem Kontrollen in islamischen Kindergärten forcieren. Das Problem: Einen Überblick über die Einrichtungen gibt es nicht. Niemand weiß, wie viele islamische Kindergärten es gibt. Während katholische Kindergärten relativ leicht zu identifizieren sind – mit der Kirche gibt es einen übergeordneten Träger – ist das bei islamischen nicht der Fall. Einen übergeordneten Betreiber gibt es nicht. Die islamische Glaubensgemeinschaft hat, anders als in der Schule, wo sie Religionslehrer bestellt, keinen direkten Einfluss.

Daher will man vonseiten der Glaubensgemeinschaft auch keine Schätzungen abgeben. Kurz spricht von schätzungsweise 80 bis 100 islamischen Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien, diese Zahl komme „aus der Community“. Konkrete Zahlen seien aber nicht bekannt. Und diese Intransparenz sei ein Problem. Tatsächlich ist es etwa in Wien so, dass ein Kindergarten, damit er bewilligt und womöglich gefördert wird, gewisse Rahmenbedingungen erfüllen muss: Es geht beispielsweise um Räumlichkeiten und Personal. Inhaltlich gilt es, sich an den vorgegebenen Bildungsplan zu halten. Ob eine gewisse Religion praktiziert wird, wird nicht erfasst.

Häufigere Kontrollen

Kurz will das ändern: Er will die Zahl der islamischen Kindergärten erheben lassen, wie es gegenüber der „Presse“ heißt – eine Forderung, für die sich auch die Stadt Wien offen zeigt. Kontrolliert werden soll laut Kurz etwa, ob dort Deutsch gesprochen wird. Mehrmals pro Jahr, unangekündigt. Wird Radikalisierung bereits im Kindergarten befürchtet? „Es geht um Prävention“, heißt es aus dem Ministerbüro. Sprache sei ein wichtiges Kriterium für Integration. Und die Ablehnung des westlichen Lebensstils, die mit Radikalisierung Hand in Hand gehe, entspringe oft mangelnder Integration. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2014)

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