Donau-Uni: Vizerektorinnen treten zurück

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Wegen Vertragsquerelen verzichten Ada Pellert und Hanna Risku auf ihre Spitzenfunktionen. Minister Hahn zeigt Verständnis: „Nicht länger papierln lassen.“

WIEN/KREMS. Der Rücktritt erfolgte am Montag mit einer Mitteilung an die Belegschaft der Donau-Uni Krems. Die beiden Vizerektorinnen Ada Pellert und Hanna Risku wollen angesichts der Turbulenzen und nicht eingehaltener Verträge nicht mehr an der Spitze der Donau-Uni stehen. Nach einem Telefongespräch hat Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) noch am Montagmorgen erreicht, dass der Rücktritt erst mit 1. Juli wirksam wird.

„Pellert und Risku können sich nicht länger papierln, nicht länger vorführen lassen“, sagt Hahn zur „Presse“. Der Minister verweist auf „Vereinbarungen, die eingehalten werden sollen“. Damit bezieht er sich auf die Vereinbarung vom 1.April, derzufolge der amtierende Rektor Heinrich Kern ab 1. Juni die Uni-Leitung an die Vizerektoren (neben Pellert und Risku auch Jürgen Willer) übergeben sollte. Kern sollte die Leitung der geplanten Medizin-Privat-Uni des Landes Niederösterreich übernehmen, Pellert sollte sich hingegen für das Rektorenamt bewerben. Für dieses wird sie von der überwiegenden Mehrheit der Kremser Professoren favorisiert.

Auch Pellert spricht davon, dass sie sich nicht länger „papierln und düpieren“ lasse. „Zehnmal hat man die Deadline für die Neupositionierung der Donau-Uni verstreichen lassen, man einigte sich auf das erste Quartal 2008, dann auch auf den 1. Juni 2008.“ Aber Rektor Kern denkt nicht daran, sein Amt zu verlassen.

Kern denkt tatsächlich nicht an Rücktritt, wie er der „Presse“ sagt. „Es wird regelmäßig unterschlagen, dass ich die Vereinbarung vom 1. April mit einem Vorbehalt unterschrieben habe.“ Dass er dann zurücktrete, wenn er Rektor der neuen Privat-Uni wird. Kern: „Ich höre nicht auf, ohne dass ich etwas anderes habe. Ich bin für vier Jahre zum Rektor bestellt.“

Für die Medizin-Privat-Uni werde eben das Curriculum ausgearbeitet, sagt Kern. Über die Organisation und die Finanzierung gibt es noch keine konkreten Vorstellungen. Wie es mit der Donau-Uni weitergehen soll? „Im Moment sind die Träger, der Bund und das Land, eingebunden, um eine Lösung zu finden.“ Er arbeite daran, dass die Donau-Uni, die er freilich nicht mehr leiten wird, in zwei Fakultäten geteilt wird: in den Life Science-Bereich (Medizin) und die Fakultät für Sozialwissenschaften/Politik/Medien. Man übersehe, so Kern, dass bereits 60 Prozent der Studierenden im Medizin-Bereich inskribiert sind.

Gerade diese Anstrengungen Kerns hält der Kremser Uni-Rat Heribert Franz Köck (er ist Juristen-Dekan an der Uni Linz) für „wirklich unfassbar“. Köck: „Krems ist als Uni für Weiterbildung angetreten, dann erst ist die Medizin als Anhängsel dazu gekommen.“ Jetzt werde umfunktioniert, man „drängt die Weiterbildungsleute hinaus“.

Köck weist darauf hin, dass eine für vergangenen Freitag angesetzte Sitzung des Uni-Rats einfach abgesetzt wurde, dass mittels eines „Umlaufbeschlusses“ Kern im Amt bestätigt werden sollte. „In Wahrheit stellt sich die Frage, ob der Rektor überhaupt noch im Amt ist“, sagt der Jurist Köck. Er befürchte, dass das Projekt Privat-Uni Medizin in Wirklichkeit gestorben sei und Kern sich über eine Medizin-Fakultät im Amt halten wolle.

Noch ein Diskriminierungsfall

Ada Pellert wurde schon im Vorjahr für das Rektiorsamt favorisiert, sie scheiterte, obwohl sich fast der gesamte Lehrkörper für sie einsetzte. Ein ähnliches Schicksal erlitt die Publizistin Clementine Deliss, die vom Senat der Akademie der Bildenden Künste die meisten Stimmen erhielt, vom Uni-Rat aber übergangen wurde. Jetzt hat die Bundesgleichbehandlungskommission einen Diskriminierungsfall festgestellt. Stephan Schmidt-Wulffen bleibt Rektor, Delisse könne aber Schadenersatz beanspruchen.

AUF EINEN BLICK

Die Donau-Uni Krems nahm 1995 als Universität für Weiterbildung den Betrieb auf. Zu einer Neuaufstellung kam es 2005 mit dem Rektor Helmut Kramer (der frühere Wifo-Chef) und Vizerektorin Ada Pellert. Nach Differenzen legte Kramer Anfang 2007 den Posten zurück, es kam nicht die favori- sierte Pellert, sondern Heinrich Kern (von der deutschen Uni Illmenau) zum Zug. Nach weiteren Aus- einandersetzungen beschloss man die Gründung einer Privat-Uni mit Kern an der Spitze, für die Donau-Uni sollte sich Pellert bewerben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2008)

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