Eurofighter bleiben trotz Mängel

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Ein Produktionsfehler beim Eurofighter wurde entdeckt - die Auswirkungen dürften aber gering bleiben.

Wien. Für den grünen Abgeordneten Peter Pilz ist die Sachlage klar: „Zusperren. Es ist aus“, forderte er am Mittwoch. Es geht um das Lieblingsthema von Pilz, die Eurofighter und die gerade bekannt gewordenen Produktionsmängel bei den Fliegern. Aus Sicherheitsgründen dürfe jetzt nicht mehr geflogen werden, meint der frühere Vorsitzende des Eurofighter-Untersuchungsausschusses. Und der Kaufvertrag müsse umgehend aufgelöst werden.

Spiegel Online hatte am Dienstagabend technische Probleme bei den Eurofightern öffentlich gemacht. Am Hinterteil des Rumpfes sind Herstellungsfehler an einer großen Zahl von Bohrungen entdeckt worden. Deswegen ist auch die Auslieferung neuer Jets durch „Airbus Defence and Space“ (früher EADS) verzögert worden. Das Problem der Bohrungen kann im schlimmsten Fall zur Ablösung von Bauteilen und zum Verlust der Stabilität des Rumpfes führen. Der Hersteller sah zwar keinerlei Sicherheitsproblem, reduzierte die Zahl der zugelassenen Flugstunden aber von 3000 auf 1500.

Auch Österreich ist von den Problemen betroffen. Bereits im August war das Verteidigungsministerium vom Hersteller von den Mängeln informiert worden. Das Bundesheer hatte ursprünglich eine höhere Zahl an zugelassenen Flugstunden, nämlich 6000. Diese wurden nun auf ein Drittel, also 2000, herabgesetzt.

Hier hakt Pilz mit seiner Forderung ein: Österreich solle jetzt den Vertrag kündigen, weil die Flieger nicht die vereinbarte Leistung erbringen würden. Dies sei ein klarer Ausstiegsgrund aus dem Eurofighter-Vertrag. Die Grünen wollen nun den Kaufvertrag rechtlich daraufhin prüfen, welche Kündigungsmöglichkeiten es gibt.

Kein Ausstieg aus dem Vertrag

Eine rechtliche Prüfung kündigte auch das Verteidigungsministerium an – allerdings geht die nicht in Richtung Vertragsausstieg. Für die österreichischen Luftstreitkräfte stellt sich die Situation nicht ganz so dramatisch dar wie in der politischen Diskussion. Zunächst einmal habe die Reduktion der Flugstunden keinerlei aktuelle Auswirkungen, heißt es aus dem Ministerium. Der Grund: In Österreich laufen die Flugzeuge quasi in einem Minimalbetrieb. Die 15 Eurofighter kommen in diesem Jahr zusammen gerade einmal auf 1076 Flugstunden. Auch in den vergangenen Jahren waren es nicht viel mehr. Damit dauert es noch 15 Jahre, bis der erste Eurofighter auf 2000 Flugstunden gekommen sein wird.

Bis dahin wird aber das Problem längst behoben sein, glaubt man im Ministerium. Der Eurofighter-Hersteller werde die schadhaften Bauteile in den nächsten Jahren im Zuge von Routine-Überholungen austauschen, womit die Eurofighter wieder für die vertraglich vereinbarten Flugstunden einsatzbereit wären. Und daraus lasse sich logischerweise auch kein Grund ableiten, den Eurofighter-Kaufvertrag zu kündigen oder aufzulösen.

Handelt es sich bei dem Ganzen also um eine künstlich aufgebauschte Geschichte? Einiges spricht dafür: In Deutschland gerät Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen immer mehr unter Druck, weil bei der Bundeswehr aufgrund technischer Mängel Probleme bei der Einsatzbereitschaft festgestellt wurden. Dass jetzt über die Eurofighter diskutiert wird, kommt da gerade recht: Steht doch diesmal die Industrie im Fokus, und nicht die Bundeswehr. Und so war es wohl kein Zufall, dass die Bundestagsabgeordneten über die Eurofighter-Mängel informiert wurden – womit es nur eine Frage der Zeit war, bis die Angelegenheit an die Öffentlichkeit kommen würde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2014)

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