Westenthaler sucht seinen Nachfolger

BZÖ-Entscheidung um den Spitzenkandidaten erst in zwei Wochen. Aufregung um eine Anzeige gegen den Parteichef: „Eine ruinöse Geschichte.“

WIEN. Es soll ein „Kapazunda“ sein. „Vielleicht einer aus der früheren Bewegung (gemeint ist die frühere FPÖ, Anm.), vielleicht eine Person aus der Wirtschaft oder aus dem Sport.“ Oder vielleicht auch er, Peter Westenthaler.

Bei der Bündnis-Sitzung am vergangenen Donnerstag habe er das Pouvoir erhalten, selbst zu entscheiden, ob er als BZÖ-Spitzenkandidat antreten wolle oder nicht, sagt Westenthaler im Gespräch mit der „Presse“. Das werde er in den kommenden zehn bis 14 Tagen tun. „Derzeit suche ich nach dem Team der besten Köpfe“, sagt der Bündnischef. Sollte er dabei den idealen Listenführer finden, dann sei das „eine ganz normale Geschichte“. Auch Jörg Haider sei in früheren Zeiten nie selbst der Spitzenkandidat gewesen. Heute, Mittwoch, wolle er gemeinsam mit Haider in Wien etwas Überraschendes verkünden, „aber noch nicht die BZÖ-Liste“, so Westenthaler am Dienstag geheimnisvoll.

„Leicht am Knie erwischt“

Gleichzeitig mit der Erstellung einer Liste muss sich Westenthaler aber um eine profanere Angelegenheit kümmern: Es läuft eine Anzeige der Wiener Polizei gegen ihn. Der Tatbestand soll sich am Abend des 16. Juni auf einem der Sonderparkplätze des Wiener Stadions ereignet haben. Beim Verlassen des Parkraums nach dem Euro-Match Österreich-Deutschland habe er zuerst eine Verkehrsweisung eines Polizisten missachtet und dann den Beamten angefahren. „Er hat ihn leicht am Knie erwischt“, erklärt eine Polizeisprecherin. Dazu Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft: „Wir haben eine Anzeige erhalten, die wir jetzt rechtlich prüfen müssen.“

„Der Vorfall ist erstunken und erlogen, die gesamten Angaben stimmen nicht“, entgegnet Westenthaler und spricht im gleichen Atemzug von einem „politischen Vernichtungsfeldzug“. Dass die Polizisten Beamte und nicht Politiker sind, lässt der BZÖ-Chef nicht gelten. „Wir wissen doch, dass in der Polizei Blaue, Rote und Schwarze organisiert sind.“ Vielleicht würden Freiheitliche, vielleicht Rote dahinter stecken.

Für ihn sei das jedenfalls eine ruinöse Geschichte. „Mit einem Monat Verspätung kommt das auf. Im September werden sie im Nationalrat einen Auslieferungsantrag stellen, aber der Prozess, bei dem das alles zusammenbrechen wird, findet erst Ende des Jahres statt.“ Also nach dem Wahltag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2008)

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