Sahara-Geiseln: "Keine Geldforderungen" der Entführer

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Die Salzburger Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner befinden sich seit 150 Tagen in der Geiselhaft der "al Qaida im Islamischen Maghreb". Die Forderungen der Entführer seien mehr regionaler und politischer Natur.

Laut Außenministerium gibt es "keine Geldforderungen" für die in der Sahara entführten beiden Halleiner Andrea Kloiber (43) und Wolfgang Ebner (51), die sich am Sonntag bereits 150 Tage in der Geiselhaft der "al Qaida im Islamischen Maghreb" im Norden Malis befinden. Die Forderungen der Entführer seien vielmehr regionaler, politischer Natur und hätten mit Tuareg-Stämmen und Gruppen in der Region sowie mit den Themen Wasser, Nutzung von Bodenschätzen und Wegerechten zu tun, wie Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal am Freitagnachmittag bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Sohn Ebners, Bernhard Ebner, in Salzburg sagte.Die Entführer hätten sich von ihrer ursprünglichen Forderung, vier in Algerien inhaftierte Gesinnungsgenossen freizulassen, wegbewegt. Sie konzentrierten sich nun auf regionale, politische Fragen wie die Vielzahl von Gruppen und Stämmen im Norden Malis. Diese Problematik wäre jetzt ins Zentrum gerückt, betonte Launsky-Tieffenthal. Nach ihrer Entführung aus dem Süden Tunesiens - wahrscheinlich am 22. Februar 2008 - dürften die Islamisten die Salzburger Individualtouristen quer durch Algerien nach Mali verschleppt haben. Die Entführer und ihre beiden Geiseln sollen sich seither im Norden Malis bewegen.

Das Außenministerium arbeite weiter an der Sicherheit und an der Freilassung der beiden Halleiner, erklärte Launsky-Tieffenthal. Dabei habe sich Malis Staatspräsident Amadou Toumani Toure "als verlässlicher Partner herausgestellt", aber sein Einfluss in der Region sei sehr begrenzt. Nun werde "eine humanitäre Lösung gesucht", bei der die Probleme der Region im Mittelpunkt stehen. Es gelte, anerkannte Stammesälteste zusammenzubringen und an einer Lösung zu arbeiten. Der Krisenstab des Außenministeriums unterhalte auch Kontakte zu anderen Ländern der Region, unterstrich der Außenamtssprecher. Heute gebe es zum Beispiel Gespräche zwischen der Regierung und Tuareg-Stämmen in Algier.

"Die Entführer haben oft den Ort gewechselt, das geht Hand in Hand mit den Spannungen in der Region", sagte der Außenamtssprecher. Aber man wisse "in etwa, wo sie sich aufhalten. Es gibt Hinweise, dass in der Nähe in Märkten Obst, Gemüse und Reis eingekauft werden. Aber aus Sicherheitsgründen werden die Orte häufig gewechselt."

Einen Zeithorizont für eine Freilassung der Geiseln wollte Launsky-Tieffenthal nicht nennen, aber "wir wünschen uns, dass es heute und nicht morgen zu Ende geht. Alles in unserer Macht stehende wird getan, wobei die Sicherheit der beiden im Mittelpunkt steht." Es gebe täglich einen Informationsaustausch mittels des Kontaktnetzes in Bamako, man bewege sich in kleinen Schritten. Von kolportierten gröberen Krankheiten wisse man nichts, so Launsky-Tieffenthal.

"Sie leiden an der Hitze, denn sie können sich auch nicht in Höhlen verbergen", pflichtete ihm der Sohn Ebners, Bernhard, bei. "Sie bekommen die einschlägige Ernährung und Wasser und essen nicht schlechter als die Entführer." Bei seinem letzten Telefonat am 18. Juni mit seinem Vater habe er bemerkt, dass Kloiber und sein Vater psychisch angeschlagen seien. "Er (Vater Wolfgang Ebner, Anm.) hätte auch was gesagt, wenn er gravierende gesundheitliche Probleme hätte - Kloiber geht es anscheinend schlechter", stellte der Sohn des Entführten fest.

"Die Hoffnung lebt weiter und je früher sie zurückkommen, desto besser ist es. Ich habe aufgehört, auf einen Zeitplan zu hoffen", meinte Ebner. Nun gehe es für ihn vor allem darum, die Kanzlei seines Vaters aufrecht zu erhalten. Keiner könne sagen, wie lange das dauern werde - denn selbst nach einer Freilassung könne sich sein Vater nicht am nächsten Tag in die Kanzlei setzen, so Bernhard Ebner.

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