Westenthaler-Prozess: "Gehofft, dass Wahnsinn nicht stattfindet"

Ex-BZÖ-Obmann Peter Westenthaler
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Bundesliga-Anwalt Grundei spricht vor Gericht von einer "relativ grotesken Situation" und Differenzen mit dem früheren BZÖ-Chef.

Im Untreue- und Betrugsprozess gegen Ex-BZÖ-Obmann Peter Westenthaler sind am Freitag im Wiener Straflandesgericht die ersten Zeugen einvernommen worden. Inhaltlich ging es um die Zeit Westenthalers als Vorstand der Österreichischen Bundesliga. In dieser Funktion sollen Westenthaler und sein mitangeklagter Co-Vorstand Thomas Kornhoff eine Förder-Million der Republik zweckwidrig verwendet haben. Die beiden bestreiten den gegen sie erhobenen Vorwurf des schweren Betrugs.

Peter Vogl, Ehrenpräsident der SV Ried und im fraglichen Zeitraum im Bundesliga-Aufsichtsrat tätig, belastete Westenthaler am Freitag. Demnach habe der Ex-BZÖ-Politiker ausdrücklich die freie Verwendbarkeit der Million Euro betont, die er beim damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser bekommen habe. Die "Tatsache, dass man eine Million bekommt aufgrund der guten Beziehung des Herrn Westenthaler zum Finanzminister, ist nicht an die große Glocke gehängt worden", gab Vogl zu Protokoll. Die Million sei jedenfalls nicht - wie Westenthaler beim Prozessauftakt betont hatte - "bei den Vereinen angekommen".

Die Causa im Detail

Die Bundesliga hatte TV-Gelder in Höhe von 3,59 Millionen Euro an den FC Tirol ausgeschüttet, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon insolvent war. Da es bereits Pfändungsbescheide des Finanzamts Innsbruck gab, wäre die Bundesliga verpflichtet gewesen, die Millionen der Finanz zu überweisen. Die Republik brachte daher im April 2002 eine Drittschuldnerklage wegen 1,645 Millionen Euro gegen die Bundesliga ein. Als Westenthaler bei der Bundesliga sein Amt antrat, war er bemüht, dieses Damoklesschwert aus der Welt zu schaffen. Laut Anklage sagte er zunächst zu, "sich beim Finanzminister (Karl-Heinz Grasser, Anm.) für eine vergleichsweise Bereinigung auf Basis eines einzuholenden Gutachtens zu verwenden".

In weiterer Folge einigte man sich mit der Finanzprokuratur auf einen bedingten Vergleich, in welchem sich die Bundesliga zur Zahlung von 1,2 Millionen Euro verpflichtete. Westenthaler soll in diesem Zusammenhang jedoch dem Aufsichtsrat der Bundesliga "zielgerichtet", wie es in der Anklageschrift heißt, verschwiegen haben, dass dafür die zweckgebundene Jugendförderung herangezogen wurde, was Westenthaler entschieden bestreitet.

Vor Vogl hatte Bundesliga-Anwalt Andreas Grundei betonte, er habe die Vergleichsverhandlungen nicht geführt und überhaupt nur an einem einzigen Termin teilgenommen. Dabei habe sich eine "relativ groteske Situation" ergeben: Die meisten Teilnehmer hätten das Vorzimmer nicht verlassen dürfen, lediglich Westenthaler, Peschorn und Grassers Kabinettschef Winkler hätten sich "ins Innerste" begeben. Nur der "innerste Kreis" habe sich besprochen: "Ich habe zum äußeren Kreis gehört." Der Termin sei "ärgerlich" gewesen, er wisse nicht einmal, ob er einen Kaffee erhalten habe: "Vielleicht einen Automaten-Kaffee".

Weiters beschrieb Grundei Differenzen mit Westenthaler. Er selbst sei zudem gegen einen Vergleich gewesen, während Westenthaler darauf gedrängt habe. Letzterer habe schließlich in einer Aufsichtsratssitzung Mitte November 2003 "angepriesen, dass eine Förderung bzw. Zahlung der Republik kommt", sagte Grundei. Von "ungefähr einer Million" sei die Rede gewesen. "Ich hab' das so verstanden, dass die Bundesliga etwas zahlt und die Bundesliga etwas bekommt. Aus welchem Titel, habe ich nicht gewusst und habe ich auch nicht verstanden." Er habe "gehofft, dass dieser Wahnsinn nicht stattfindet."

Zuvor hatte der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, als Zeuge ausgesagt und gemeint, "keine Erinnerung" daran zu haben, "dass eine Förderung mit der Zahlung verbunden war". Peschorn war damals als Anwalt der Finanzprokuratur mit dem Rechtsstreit mit der Bundesliga befasst. "Das Verfahren hat sich dadurch ausgezeichnet, dass es relativ schleppend vor sich gegangen ist", erinnerte er sich. Daher habe er Vergleichsgespräche mit der Bundesliga geführt, wobei eines dieser Gespräche im Büro des damaligen Finanzministers Grasser stattfand. Letztlich sei es zu einem Vergleich gekommen: Die Bundesliga habe sich verpflichtet, 1,2 Millionen zu bezahlen. Wie genau die Bundesliga die Summe aufbrachte, wisse er nicht.

Edlinger: "Wichtig, dass der Fußball a Geld kiegt"

Ebenfalls am Freitag befragt wurde der ehemalige Finanzministers Rudolf Edlinger. Er war seinerzeitig Präsident des SK Rapid Wien und saß im Bundesliga-Aufsichtsrat saß. Vor Gericht betonte er: Ihm sei es in erster Linie wichtig gewesen, "dass der Fußball a Geld kriegt. Ob das a Förderung oder a Subvention ist, war für mich nicht von so besonderer Relevanz." Daran, in welcher Form der Vergleich der Bundesliga mit der Finanzprokuratur finanziert wurde, hatte er "keine konkrete Erinnerung" mehr.

(APA)

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